Seite:Zerstreute Blaetter 6.pdf/171

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

es ihr gelingen, die Begierde, das Nähere von unserm Schicksal in jenem Leben zu wissen, eben so verdächtig zu machen?

10.

Die Verwirrungen, die jene Begierde angerichtet hat, und welchen (wie ich an Oedipus zeigen kann) durch schickliche Erdichtungen des Unvermeidlichen die Alten vorbeugen mußten, sind groß; aber noch weit größer sind die, welche aus der andern entspringen. Ueber die Bekümmerungen um ein künftiges Leben verlieren Thoren das gegenwärtige. Warum kann man ein künftiges Leben nicht eben so ruhig abwarten, als einen künftigen Tag?“ –

11.

Mit einem Philosophen, der über jede Hypothese von nähern Umständen unsres künftigen Zustandes so ruhig urtheilt, darf man auch über seine Hypothese vom öftern Wiederkommen der

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/171&oldid=- (Version vom 1.8.2018)