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also wirklich ins Reich der Seelen über. –


Beides, der lebhafte Traum sowohl als die Wirkungen desselben lassen sich ohne dämonische Dazwischenkunft erklären. Je mehr ein Glaube dieser Art, (die einzige überbliebne Nationalglückseligkeit eines unterdrückten Volks,) der an Sprache, Sitten und Sagen der Väter haftet, verboten wird; desto wärmer wird er im Stillen fortgepflanzt. Die Ideen der Jugend heften sich daran; die Einsamkeit, zumal unter freiem Himmel, in Auen und Hainen, brütet sie aus; und in den Jahren, wo die Natur erwacht, wo sie bey gehemmtem oder aufwallendem Blut sich im Himmel oder auf der Erde Gegenstände sucht, an welche sie ihre düsteren oder blumichten Empfindungen hefte, sind Träume der Art, wachend und schlafend, bis zur Täuschung lebhaft. Es wären hievon sonderbare Beispiele des Enthusiasmus anzuführen;

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/156&oldid=- (Version vom 1.8.2018)