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     Der Nordhauch öffnet deine Thor’, o König,
Auf Wolken seh’ ich sitzen dich,
Dämmrig glänzend
In deinem Waffenschmuck.

     Zwar ist deine Gestalt des Tapfern Schrecke nicht mehr;
Er gleicht der Wasserwolke,
Wenn wir die Sterne hinter ihr schaun
Mit ihren weinenden Augen – –

     Dein Schild ist gleich dem bejahrten Mond,
Dein Schwerdt ein Dunst mit Feuer halbdurchglüht:
Dämmrig-schwach ist jetzt der Führer,
Der vorschritt einst im Glanz.

     Aber auf Winden der Wüste ist dein Tritt
Und Sterne dunkeln in deiner Hand.
Du nimmst die Sonn’ in deinem Zorn
Und birgst sie in die Wolken.

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)