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Stumm verließen wir ihn; die Saat des heißen Verlangens
     Streut’ er in unsere Brust: wässert, o Thränen, die Saat!
Lasset sein Erb’ uns theilen – ein reiches Erbe des Freundes!
     Seinen herrlichen Ruhm, Freunde, den ließ er uns nach,
Aus der Stille der Gruft spricht Er, ein mächtiger Redner!
     Jetzt, im Staube verstummt, spricht er am lautesten uns.

Ein andres, späteres Grabgedicht, das sich auf die Idee bezieht: „der Mensch gehe in seinen Ursprung zurück, in den Schoos der Mutter, aus dem er kam“ ist das Lob einer stillen, verschwiegnen Tugend, und gewiß auch eine Perle des Lobes:


 Die zurückgenommene Perle.

Hin bist du, Naami! du edle Perle. Der Himmel
     Schuf zum Schmuck der Welt Dich aus dem reinesten Thau;

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)