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umhergiengen, und fragen, was sie dachten? wie weit sie’s brachten?


I. Einige Morgenländische Völker.

Die Morgenländer, die ihre Todten begruben, scheinen der Idee des Grabes treugeblieben zu seyn. Das Grab war ihnen Wohnung der Todten, das bleibende Haus ihrer Ruhe; und sie bildeten dies Gemählde um so mehr aus, da sie die Ungewißheit und Flüchtigkeit dieses Lebens, das Unzuverläßige der Wohnungen, die wir jezt bewohnen, ihrer Sprache und Denkart nach, stark schilderten und innig fühlten. Einer von den Königen Korasans sah, in Sadi’s Dichtung, den langverstorbnen Sultan Mahmud im Traum. Sein ganzer Körper war Asche; nur seine Augen blickten unversehrt hell im Sarge umher. Er fragte die Weisen um des Traums Deutung und Einer von ihnen sagte:

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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Sechste Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1797, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_6.pdf/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)