Seite:Zeitung für die elegante Welt 1818 Quandt.djvu/1

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Ueber die diesjährige Kunstausstellung zu Dresden.

Wer es ernst und gut mit der Kunst meint, dem ist eine Ausstellung, wie die der Akademie in Dresden, nicht blos ein Gegenstand der Belustigung, sondern des Nachdenkens und der Prüfung. Daß aber der große Haufe, und selbst solche, welche die Stimme führen, nur zur Unterhaltung sehn und reden wollen, davon geben sogar Abhandlungen über die diesjährige Ausstellung sprechende Beweise. Solchen Menschen fällt es aber nicht ein, daß die Kunst zu den wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit gehört, und daß, wie an der Straßburger Domuhr das Hervortreten der verschiedenen zwölf Apostel die Stunden des Tages andeutet, das Vor- und Rückschreiten der Kunst die Zeit an der großen Weltuhr anzeigt.

Die Arbeiten der jungen Künstler geben uns Gelegenheit zu bemerken, daß es in unsern Tagen nicht mehr hinreicht, blos Wohlgefälliges zu liefern, daß Bestimmtheit, Richtigkeit und Seele gefordert wird; und was gefordert ist, muß ein Bedürfniß, unsere Zeit also wohl vorgeschritten seyn. Es ist die treffliche Einrichtung getroffen worden, daß die Schüler, welche durch Fleiß und Geist sich auszeichnen, Prämien erhalten. Diese Veranstaltung war schon längst zu wünschen, und von einer so einsichtsvollen Direktion, wie die der Dresdner Akademie , zu erwarten. Eben so sicher können wir hoffen, daß es dem Herrn Hofmarschall Grafen Vitzthum Eckstätt, dessen Leitung sich unsere Akademie erfreut, gefallen wird, auf eine ermunternde Weise die Namen derer bekannt zu machen, welche die Auszeichnung erhielten. Es würde hierdurch den jungen Künstlern nicht nur ihr Eintritt in die Welt günstig vorbereitet, sondern auch gezeigt, welche Zweige der Kunst vorzüglich bei uns gedeihen, woraus wir denn auf die Anlagen und die Richtung unserer Nation und Zeit Folgerungen ziehen könnten. Ich glaubte zu bemerken, daß Historien- und Portraitmalerei in Hinsicht technischer Entwickelung dem Landschaftsfache weit vorausgeeilt, letzteres aber auf einem gewissen Punkte, wohin des würdigen Prof. Klengels und des verstorbenen Zings Manieren die Landschaftsmalerei

Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottlob von Quandt: Ueber die diesjährige Kunstausstellung zu Dresden. Leopold Voß, Leipzig 1818, Seite 1901,1902. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitung_f%C3%BCr_die_elegante_Welt_1818_Quandt.djvu/1&oldid=- (Version vom 9.11.2024)