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Holstendôr, dem Stênkrôg, Brandsloh, Stênôrf, Stênfeldloh beim dorfe Stênfeld und setzen sich zu den Rêswischen, Ôlenhorst, Strithöpen, Hellhörst, Hellhōpen, Heinbrôk[1] fort. Hellhörst und Hellhōpen werden auf Helle, die göttin des todes und der unterwelt, zu beziehen sein. die erinnerung an sie kehrt noch in andern örtlichkeiten derselben landschaft wieder. Panzers reichhaltige sammlung wies ihren zusammenhang mit den schicksalsjungfrauen (nôrnt) nach. in begleitung der nôrnen befinden sich hund und hahn[2], letzterer als thier des donnergottes[3], der in engem verband mit Holda und den schicksalsgöttinnen steht. eine viertelstunde von Hademarschen liegt das dorf Gokels, der bach Haneraue daneben eine Hundewiese, eine schlucht die Helle, Hölle und ein Brûthedd (s. oben). eine Moenkoppel und ein Moenwisch sind nicht mehr als eine halbe stunde entfernt. dieser name gehört zu ahd. muoma westphäl. möne (Woeste volksüberl. 102) tante. in Ostfriesland heißt das wort möh. es wird bei älteren leuten vom lande dem vornamen hinten zugefügt, wie ohm: z. b. Jantjemöh (tante Johanna) s. Firmenich völkerst. I, 17. Klevisch begegnet möi s. Firmen. I, 379, vgl. nd. moje moie. BR. NS. WB. III, 180, nl. moei, moeye. Muhmen heißen die nôrnen in einer weitverbreiteten volksüberlieferung[4].

     Noch einmal tritt uns der name der Hella südlich von Hademarschen beim dorfe Aasbüttel in einem Hôllenbrôk entgegen. dabei liegt ein Nebeldôr und ein Hungerwisch. im Skandinavischen mythus ist Hel selbst und ihr wohnort Nisthel d. i. Nebelhella benannt. Totengemach heißt ihr


  1. ist dieser name zusammenziehung eines älteren Haginbrôk oder darf man ihn mit dem heinenkleid (todtenkleid) und den heunengräbern zusammenbringen?
  2. Panzer beitrag z. D. myth. I, 288 u. öfter.
  3. S. diese zeitschrift II, 327 fgg.
  4. S. Asbjörnsen u. Moe Norw. volksmärch. I nr. 13 s. 80; Müllenhoff Schleswigholst. sag. 409 nr. VIII. Chambers s. 54. 55. Grimm K. H. M. III, 25. — oder wäre bei Moenkoppel an goth. mavi (aus magvi) altn. moer pl. meyjar zu denken? (vgl. havi nbd. heu). Megjar ist wiederum eine der edda geläufige bezeichnung der nôrnir. (Völuspâ 20. Vastbriûdnism. 49).
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Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band III. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1855, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_fuer_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_III_Seite_086.png&oldid=- (Version vom 4.5.2023)