Seite:Zeitschrift fuer deutsche Mythologie und Sittenkunde - Band III Seite 084.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

der kirchen, welche 1347 zur Hamburger diöcese gehörten, Hademerschen. die dreifache form Hademarsch, Hademasch und Hademersch beweißt, daß man so weit unsere quellen reichen, den letzten theil des namens durch das verbreitete marsch, masch ags. mersc angels. marish, marsh erklärte; von einer entstehung aus Hadumâresgô, (wie Ditmarschen aus Thietmâresgô entsprang) findet sich keine spur. hätten wir einen alten gaunamen vor uns, so würde darüber irgend eine andeutung erhalten sein. ich nehme daher keinen anstand Hademarschen als ‘kampfniederung’ oder ‘marsch des kriegsgottes Hadu,’ ags. Heado altn. Hödr zu deuten, die kirche zu Hademarschen scheint eine der ältesten des landes zu sein. da zur zeit Ansgars nur in Hamburg, Heiligenstedt, Meldorf und Schenefeld taufkirchen bestanden[1], ist der connexus Hademarschens mit letzterer kirche wol klar, der überdies durch eine heute noch fortbestehende kornlieferung von Hademarschen an die Schenefelder kirche außer zweifel gesetzt wird. bekannt ist, daß die kirchlichen heidenbekehrer vorzugsweise gern an solchen orten kirchen und capellen gründeten, wo alte gewohnheit heidnischen gottesdienstes das volk zu heiligen übungen zusammenführte, deshalb dürfte eine dem Hadu geweihte cultusstätte veranlassung zur gründung einer filialcapelle von Schenefeld am rande der Eiderniederung gegeben haben[2]. bei Bendorp südwestlich von Hademarschen


  1. vid. Rembert in vita Anagarii cap. XI s. 465.
  2. Die mauern der Hademarscher kirche sind von unbehauenen granitquadern errichtet. in wie weit das älteste kirchengebäude in dem heutigen noch erhalten steht, ist noch nicht ermittelt, nicht einmal, ob die Ditmarschen, als sie nach dem rückzuge königs Johann in folge der schlacht bei Hemmingstedt ‘1500 in der fasten sik vor de Tylenborg lêten un se wunnen un darop dat bûwede afbroken un darop dat ganze karspel to Erwede un ôk dat ganze karspel to Hademarschen upbrennten’[WS 1], auch das Hademarscher gotteshaus mit zerstört haben, 1671 wurde die orgel reparirt; 1747 erlitt die kirche einen umbau bei dem die mauern allein stehen blieben, die fensterbogen aber vertilgt und in regelmäßige viereckige verwandelt wurden, welchem heiligen die kirche geweiht war, weiß man nicht mit gewißheit; herr pastor Vent in Hademarschen vermuthet dem h. Johannes.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. hochdt.: [im Jahre] 1500 in der Fastenzeit sich vor die Tielenburg legten [sich zum Angriff auf die Tielenburg wendeten] und sie eroberten und daraufhin das Bauwerk abbrachen und weiter das ganze Kirchspiel zu Erwede [vermutlich Erfde] und auch das ganze Kirchspiel zu Hademarschen niederbrannten
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Mannhardt (Hrsg.): Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde, Band III. Dieterische Buchhandlung, Göttingen 1855, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_fuer_deutsche_Mythologie_und_Sittenkunde_-_Band_III_Seite_084.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)