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ins Meer werfen lassen. Es wird hinzugefügt, sie sei in der Nähe von Ischkari, also an der Westküste, im östlichen Teile der Bucht von Otaru, gelandet. Noch andere wollen aus ihr eine Frau des Herrschers in Yedo machen, welche aus demselben Grunde ausgesetzt wurde. Auf alle Fälle möchte feststehen, dass der Sage weder ein echt ainoischer Charakter, noch irgend eine andere Bedeutung zukommt, als dass ihre Übertragung nach Yeso den früheren japanischen Kolonisationsversuchen zuzuschreiben ist, welche in der Zeit nach 1600 gerade von Yedo (Tokio), dem Herrschersitze der damaligen Schogune oder weltlichen Regenten Japans, ausgingen.

In Gegensatz zu den letzterwähnten Sagen treten verschieden andere, welche zwar von allerhand japanischen Kulturgegenständen — Mauern oder Wällen der Niederlassungen, wie sie z. B. bald nach 1600 in Matsumaye (Matomai) von den Japanern geschaffen wurden, u. dgl. m. — reden, also seit der Zeit der japanischen Kolonisation erst ihre jetzige Fassung bekamen, aber doch Züge enthalten, welche den japanischen Märchen und Sagen durchaus fremd sind. Chamberlain hebt unter den letzteren[WS 1] eine Reihe von Tiermärchen hervor und unter diesen wieder die Gruppe der Sagen vom Pena-Umbe und Pana-Umbe, bei denen ihm nur augenscheinlich ein Fehler in der Deutung der Namen unterläuft. Von diesen Wesen, in einer der Erzählung geradezu Füchsen, in der andern Menschen, die aber mit Füchsen in Konflikt geraten, ist das erstere tölpelhaft, das zweite schlau; die wörtliche Übersetzung lautet: Der vom oberen Wasser und der vom unteren Wasser. Chamberlain versteht dies im Gegensatze zu den sonstigen Deutungen dahin, dass der obere Lauf und der untere Lauf der Flüsse gemeint sei — eine Auslegung, welche ihm allerdings sehr viel Raum zu seinen vorerwähnten Umdeutungen geographischer Namen gibt und auch eine scheinbare Stütze dadurch erhält, dass, wie er annimmt, die Aino am Meere und also am Unterlauf der Flüsse gescheiter, gewandter als die im Gebirge seien, welche aber durchaus nicht stichhaltig ist. Wie aus Pfizmaiers trefflichem Vokabular hervorgeht, ist Penak (Benake) die Oberfläche eines Flusses, Panak (banake) der Boden desselben; die ersten beiden Silben obiger Worte bezeichnen daher den Oberflächlichen und den Tiefen (den vom oberen Teile des Wassers und von dessen Grunde),[WS 2] eine Bezeichnung, welche schon an und für sich einem vielen Völkern gemeinsamen Sprachgebrauche gemäss dem obigen Sinne entspricht. — Die beiden Erzählungen lauten:

1. Der Fuchs Pana-Umbe oder Panambe, welcher gern reich werden wollte, zog vor Matsumaye und steckte seinen Schwanz über die Mauer. Das sah alsbald der Daimio (Fürst) von Matsumaye und sagte: Da ist eine heilige Stange, offenbar von den Göttern herrührend; hängt meine besten Gewänder daran! Panambe liess sich das ruhig gefallen und zog erst nach einiger Zeit seinen Schwanz zurück; er kam glücklich nach Hause und war nun sehr reich. Das hörte Penambe und fragte jenen, wie er es angefangen hätte, in den Besitz so vieler Schätze zu kommen. Als ihm Panambe alles gesagt, schalt er diesen, dass er ihm den guten Plan, den er längst im Sinne gehabt, vorweg genommen; er machte sich sofort auf nach dem Meeresufer, wo die Stadt Matsumaye liegt, und steckte gerade wie Panambe seinen Schwanz über die Mauer. Der Daimio liess abermals reiche

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: letzeren
  2. Vorlage ohne schließende Klammer
Empfohlene Zitierweise:
Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_256.png&oldid=- (Version vom 12.1.2024)