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abgeschlagen. Da sah er, dass sofort an Stelle des einen abgeschlagenen Hauptes zwei neue aus dem Rumpfe des Untieres hervorwuchsen. Schnell entschlossen rieb der starke Hans zwei dürre Bäume aneinander und als sie in Brand geraten waren, benutzte er den einen als Fackel und brannte damit, sobald er einen Kopf abgeschlagen hatte, die blutende Wunde aus. So konnte kein Kopf mehr nachwachsen. Bald war Hans des Untieres Herr geworden,

Sogleich befreite er die Prinzessin und geleitete sie zu ihrem Vater. Vorher aber tauchte er mehrere von seinen nie fehlenden Pfeilen in das Blut des Drachen, denn er wusste, dass das Blut eines solchen Untieres giftig sei. Fortan führte er auch vergiftete Pfeile.

Als er mit der glücklich geretteten Prinzessin an den Hof ihres Vater kam, war dort die Freude gross. Da die Jungfrau sehr schön war, ebenso wie der starke Hans, so gewannen sie bald einander so lieb, dass Hans mit Bewilligung der schönen Königstochter um ihre Hand anhielt. Der König hatte keine Neigung, dem Fremdling sein Kind zu geben. Deshalb sann er darauf, diesen zu verderben. Er sagte dem Befreier seiner Tochter zwar die Hand derselben zu, verlangte aber, dass ihm dieser vor der Vermählung einige Aufgaben löse, damit er seine Tüchtigkeit noch weiter erweise. Der starke Hans war dazu bereit. Da befahl ihm der König, er solle einen wilden Löwen töten, welcher in einem nahen Walde hauste und der Schrecken des Reiches war. Der Löwe hatte ein Fell, welches keine Waffe zu durchdringen vermochte. Hans machte sich auf den Weg. Als er des Löwen ansichtig wurde, riss er einen gewaltigen Baum des Waldes aus, und erschlug mit demselben das Untier.

Darauf sollte Hans ein wildes Pferd einfangen, welches schnell wie der Wind lief. Hans machte sich auf den Weg nach dem Orte, wo das Pferd zu weiden pflegte. Als er es erblickte, schoss er ein Pfeil auf dasselbe ab, und lähmte mit demselben das schnelle Tier. Nun gelang es ihm leicht, dasselbe einzufangen.

Darauf sollte Hans verschiedene Ungetüme töten, welche in einer Höhle des Waldes hausten. Dieselben waren halb Menschen, halb wilde Hunde. Der starke Hans wurde ihrer glücklich Herr vermöge seiner nie fehlenden giftigen Pfeile. Nun wünschte der König, einen Ochsen aus der Herde des Riesenkönigs zu haben. Der Riesenkönig hatte zwölf Köpfe, vierundundzwanzig Arme und ebensoviel Füsse. Die Ochsen waren so gross und so fett, dass ein einziger genügte, eine ganze Schar von Kriegern zu sättigen. Bewacht wurde die Herde von einem Riesen, welcher hundert Augen hatte, die Füsse desselben waren Schlangen, die Arme aber von Eisen. Der Hund des Riesen war gleichfalls ein Ungetüm, er hatte zwölf Köpfe. Der starke Hans tötete den Hund, den Riesen sowie den Riesenkönig und brachte einen der Ochsen angetrieben, wie ihm befohlen war.

Schliesslich sollte Hans drei Äpfel vom Baume der Gesundheit und des Lebens holen. Der Weg zu diesen Äpfeln führte durch die Hölle, in welcher der Teufel die Seelen der Sünder peinigt. Der starke Hans machte sich auf den Weg. Als er in die Hölle gelangt war und der Teufel ihn erblickte, wurde er zornig über den Eindringling, und hetzte

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Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_233.png&oldid=- (Version vom 22.7.2023)