Seite:Zeitschrift für Volkskunde I 227.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Hersche met efräten?“ ,Jo“, antwortete der Knecht. Der Bauer aber entgegnete: „Wer wett, wat du vor Sackbänder met efräten häst.“

Der Bauer liess sich weiter nichts merken, aber bei der nächsten Gelegenheit kündigte er dem Knecht doch den Dienst.


3. Die erkannte Hexe.

Die Mutter einer Bäuerin lebte in einem Dorfe bei Magdeburg von ihrem Ausgedinge. Sie hatte ein kleines Gehöft für sich und war so gut gestellt, dass sie sich sogar eine Kuh halten konnte. Da sie aber schon alt war, so butterte sie nicht mehr selbst, sondern bestellte sich dazu stets die Magd von ihrer Tochter, wenn sie genug Milch zum Buttern hatte. So hatte sie eines Tages auch wrieder die Magd zum Buttern bestellt. Die Magd wollte zu ihr gehen und kam dabei durch den Garten. Im Vorbeigehen pflückte sie sich etwas Dill ab und steckte diesen in ihren Busen, so dass ihn niemand sehen konnte, denn sie roch den Dill so gern.

Nun hat aber der Dill die Eigenschaft, dass er jede Hexe kenntlich macht. Das aber wusste die Magd gar nicht.

Die Magd ging also auf das Häuschen zu, wo sie buttern sollte. Die alte Frau stand auch schon vor der Thür und wartete auf sie. Sobald dieselbe die Magd erblickte, rief sie ihr schon von weitem zu: „Du olles Luder, wat wist Du denn bei mi? Wist Du balle mâken, det Du nâ Huse kämmst? Dien Flesch is jo ganz bedillt!“

Die Magd wusste nicht, wie ihr geschah; sonst war immer die alte Frau so gut zu ihr gewesen und nun wurde sie von derselben ausgeschimpft. Sie kehrte also um, ging nach Hause und sagte dem Bauer und der Bäuerin, wie sie die alte Frau fortgewiesen und beschimpft hatte. Der Bauer aber wusste Bescheid; er sagte zu der Magd: „Sich man stille, nu wetten wie et jo, die olle Frau is enne Hexe.“


Mythisches und Sagenhaftes aus Thomas Cantiprätanus.
Mitgeteilt von
Alex. Kaufmann.

Seit einigen Jahren beschäftige ich mich eingehend mit den Schriften des bekannten, aber wenig gelesenen Thomas von Chantimpré oder Cantimpré, insbesondere aber mit dessen 1256 vollendetem Buche über den Bienenstaat.[1] Er vergleicht darin die Regierung des Bienenkönigs und die Unterordnung des Bienenvolkes unter denselben mit der Verwaltung


  1. Bonum universale de apibus. Ed. G. Colvenerius. Duaci, 1597, 1605, 1627. Meine Übersetzungen sind nach Ed. III angefertigt.
Empfohlene Zitierweise:
Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_227.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)