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bitterlich. Da aber kam das Fröschlein herbeigehüpft, denn als die Frau des Prinzen hatte es mit diesem sein Schloss bezogen, und sagte zu dem Prinzen: „Mein Herr Gemahl, weshalb bist du so traurig? Teile mir deinen Schmerz mit, vielleicht kann ich dir helfen?“

Darauf erzählte der Prinz, was sein Vater, der König, befohlen habe. Als er alles berichtet hatte, wurde das Fröschlein heiter und guter Dinge, und sagte: „Liebster, sei fröhlich und gräme dich nicht. Morgen, wenn der Tag anfängt zu grauen, werde ich dir einen Teppich bringen, der schöner sein soll als alles, was du bisher gesehen hast.“

Als der Abend hereingebrochen war, hüpfte das Fröschlein auf das Fensterbrett und sang ein Zaubersprüchlein. Alsobald kamen zwölf Herren und zwölf Damen in das Zimmer; sie trugen Seide und Gold in ihren Händen, Perlen und Edelgestein. Dann machten sie sich an die Arbeit, und bevor noch der erste Morgenstrahl durch das Fenster lugte, war der Teppich fertig. Das Fröschlein brachte den Teppich zum Prinzen, dieser ging zur bestimmten Stunde damit zu seinem Vater, wo auch alsbald die beiden andern Prinzen mit ihren Teppichen eintrafen; aber da zeigte es sich, dass der Teppich des jüngsten Sohnes bei weitem der schönste war, wie auch der König sofort entschied, als er ihn erblickt hatte.

Der König war aber mit dieser Probe nicht zufrieden, sondern gab den Prinzen den neuen Auftrag, ein jeder von ihnen solle am nächsten Tage eine feine Speise bringen, welche die Gemahlin eines jeden Prinzen selbst bereitet hätte.

Hatte sich der jüngste Prinz sehr darüber gefreut, dass der Teppich von seinem Fröschlein der schönste war, so kam ihm nun eine tiefe Trauer an, denn er dachte, wie soll ein Tierchen, das stets in einem Sumpfe gesessen hat, einen Begriff von einer Speise haben? Und wenn es den hätte, wie soll es eine solche bereiten können? Als der Prinz über alles das nachdachte, wurde er noch trauriger als zuvor. Aber auch diesmal kam der Frosch herbeigehüpft und fragte den Prinzen nach dem Grunde seiner Traurigkeit. Der Prinz erzählte alles und das Fröschlein versprach ihm zu helfen.

Und richtig, als der Abend hereingebrochen war, sprang das Fröschlein wieder auf das Fensterbrett und sagte wiederum ein Zaubersprüchlein her. Alsobald erschienen die zwölf Damen und die zwölf Herren wieder, hatten Milch und Mehl, Butter und Zucker und viel andere schöne Dinge bei sich und kochten und machten, dass es nur so eine Art hatte. Richtig, am andern Morgen zeigte es sich, dass diese Speise die vortrefflichste war, wie der König sofort erklärte, als er nur die ersten Happen davon genossen hatte.

Nun aber wollte der König die Frauen auch sehen, um dann seine letzte Entscheidung zu fällen. „Ach“, dachte da der Prinz, „wie wird es meinem Fröschlein ergehen? Wie wird es sich schämen müssen, wenn die hübschen Frauen meiner Brüder dabei stehen?“ Aber so ganz ängstlich war der Prinz nun doch nicht mehr, denn er hatte ja gesehen, dass sein Fröschlein doch mehr könnte, als er je gedacht hatte.

Nachdem er also wieder in seinem Schlosse war und das Fröschlein neugierig herbeigehüpft kam, erzählte er diesem das Verlangen seines

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Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_186.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)