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hören sollte, so dürfe er nicht thun, als ob er etwas vernommen habe, dann würden auch seine Schafe ruhig bleiben.

Er habe sich danach gerichtet und fortan sei ihm auch mit den Schafen und Hunden nichts mehr zugestossen, wenn sich die Klage habe vernehmen lassen.

Krelle.     


3. Die weisse Gestalt.

In der Nähe von dem Städtchen Loburg liegt der Ort Bomsdorf. Bei diesem Dorfe steht eine Fichtenheide, in welcher es nicht recht richtig ist. Wenn man des Abends in die Heide geht, so sieht man ein weisses Bett vor sich, welches mit weissen Linnen gedeckt ist. Auf diesem weissen Bett liegt eine weisse Gestalt und man sieht nicht, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Wenn man die weisse Gestalt sieht, so muss man umkehren und die Heide verlassen, sonst giebt es ein Unglück. So hat einmal ein Bauer aus dem Dorfe alles genau sehen wollen und ist an das weisse Bett herangetreten. Aber in dem Augenblicke ist alles verschwunden gewesen, und als der Bauer nach Hause kam, hat er das Fieber gehabt und lange schwer krank danieder gelegen. Darum hütet man sich jetzt, dort des Abends in die Heide zu gehen.

Rose.     


4. Das Hühnenbett.

Nicht weit von Zerbst liegt das Dorf Gehren und etwa zehn Minuten von dem Dorf entfernt befindet sich ein grosses Hühnenbett. Das Hühnenbett soll folgendem Vorgang seinen Ursprung verdanken. Als die Wenden noch in jener Gegend lebten, kam einmal ein Riese oder Hühne dorthin. Derselbe war stärker als die Wenden und wollte diese zwingen, ihm zu dienen. Da fielen die Wenden über ihn her und schlugen den Riesen oder Hühnen tot. Zum Andenken daran haben dann die Wenden an dem Orte, wo dies geschehen ist, das grosse Steinmal errichtet.

Man erzählt auch, dass der Riese oder Hühne viel Kostbarkeiten gehabt habe, welche die Wenden dem Toten mit in das Grab gegeben hätten. Nun habe man einst nach diesen Kostbarkeiten gegraben, aber schon in der nächsten Nacht soll der Riese oder Hühne im Dorfe umgegangen sein und gespukt haben. Seit dieser Zeit wagt niemand mehr an der Stelle nachzugraben und die Ruhe des Toten zu stören.

Edm. Veckenstedt.     


5. Das Hühnenschwert.

In der Nähe von Gehren ist ein Hühnenbett, in welchem viel Schätze vergraben sind. Man hat auch nach denselben gegraben; dabei hat man unter einer Steinplatte ein mächtiges Schwert gefunden. Das Schwert hat

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Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_180.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)