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Schloss des Teufels ein und als er sich mit seiner Schwester bekannt gemacht hatte, welche ihm auch erzählte, dass ihre sechs Brüder sie einmal hätten befreien wollen und nun dafür in einem geheimen Kerker schmachten müssten, da überredete er sie leicht, dass sie ihm folgte. Aber der Teufel war zu früh wieder heimgekehrt. Kaum hatte er gemerkt, dass seine Frau nicht mehr im Schlosse war, so dachte er sich gleich, dieselbe würde geflohen sein. Er machte sich also gleich auf und verfolgte die Flüchtenden. Bald hatte er sie eingeholt, denn der Teufel ist schnell wie der Wind. Ohne Umstände führte er seine Frau wieder in das Schloss zurück, Rollerbselein aber liess er laufen, denn er war ihm lästig, noch für mehr Menschen in dem Verliess sorgen zu müssen.

Aber Rollerbselein wusste nun, wo seine Schwester war und es währte gar nicht lange, so machte er sich wieder auf den Weg, dieselbe zu befreien. Es glückte sich wieder, dass er den Teufel nicht in seinem Schlosse traf, als er dasselbe wieder erreicht hatte, und so machte er sich denn mit seiner Schwester alsobald auf die Flucht. Doch der Teufel kehrte auch dieses mal zu früh zurück, merkte die Flucht und eilte den Fliehenden nach. Wie der Blitz fuhr er auf Rollerbselein los, schmetterte ihn nieder, dass der ganze Körper in Stücke zerstob, ergriff sein Weib und führte dasselbe in das Schloss zurück.

Nun wäre es wohl mit Rollerbselein vorbei gewesen, wenn ihm nicht eine Hilfe gekommen wäre, voran Niemand gedacht hätte.

Es kam nämlich jetzt der Mann herbei, welcher die Sonne führt und lenkt. Das war ein schwarzer Mann, aber er war freundlich und gut. Als er das Unglück sah, welches der Teufel angerichtet hatte, da sammelte er die Gebeine des Toten, brachte sie in die rechte Lage, dann besprengte er sie mit dem Wasser, welches lebendig macht. Es währte auch nicht lange, so kam Rollerbselein zu sich und wurde wieder lebendig. Aber er war doch noch ganz schwach. Deshalb führte ihn der schwarze Mann zu einem Teiche. Wer aber in diesem Teiche sich badete, der wurde stark und fühlte Mut zu jeder That. Dies war derselbe Teich, zu welchem der schwarze Mann jeden Abend die Sonne führt, wenn sie müde und matt ist, um sie in dem Wasser desselben zu baden, damit sie am nächsten Morgen mit frischen Kräften ihre Reise wieder antreten kann.

Kaum war nun Rollerbselein in dieses Wasser hinabgestiegen, so wich alle Schwäche von ihm, und er wurde riesenstark. Dann gab ihm der schwarze Mann noch ein blitzendes Schwert und hiess ihn nun seine Geschwister aufsuchen und befreien. Mit dem Teufel werde er schon fertig werden.

Rollerbselein dankte dem schwarzen Manne, dann nahm er das Schwert und zog nach dem Schloss des Teufels. Diesmal war der Teufel zu Hause. Er empfing seinen Schwager und sagte ihm auch gleich, dass er wohl wisse, weshalb derselbe gekommen sei. Er sei bereit, mit ihm um seine Frau zu kämpfen. Dann fragte er ihn, ob der Kampf gleich beginnen sollte, oder ob sie sich erst noch durch Essen laben wollten. Rollerbselein sagte dem Teufel, es wäre ihm

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Edmund Veckenstedt (Hrsg.): Zeitschrift für Volkskunde 1. Jahrgang. Alfred Dörffel, Leipzig 1888/89, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Volkskunde_I_084.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)