Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932 | |
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Existenz einer allgemeinen Profitrate von den Werten unterschiedene Produktionspreise bedingt“ (Mehrwert, II 1, S. 17). –
So ergibt es sich, daß das Reproduktionsschema, indem es nur Werte, Mehrwerte und in den einzelnen Sphären verschiedene Profitraten aufweist, zunächst im Widerspruch zur konkreten Wirklichkeit steht. Der theoretische, vorläufige Charakter des Reproduktionsschemas und speziell der Annahme, daß die Waren sich zu ihren Werten austauschen, ist somit klar. Die wirklichen Vorgänge spielen sich ganz anders als im Reproduktionsschema ab. Und zwar handelt es sich dabei nicht etwa um zufällige, vorübergehende Abweichungen von den im Schema dargestellten Vorgängen, die somit von der Wissenschaft vernachlässigt werden dürfen, sondern der wirkliche Ablauf der Reproduktion ist wesentlich ein anderer, als das Schema zeigt. Die Abweichungen der Preise von den Werten, wie sie in der Wirklichkeit vorkommen, sind keine bloß vorübergehenden Schwankungen, wie dies z. B. bei den Marktpreisen der Fall ist, sondern die faktisch eintretende Verwandlung der Werte in Produktionspreise „schafft dauernd Abweichungen von den Werten*' (Mehrwert, II 1, S. 164). Im Schema werden in den einzelnen Sphären die von ihnen produzierten Mehrwerte realisiert. Ganz anders in der Wirklichkeit. Auf die Dauer werden nicht die Mehrwerte, sondern der von ihnen dauernd abweichende Durchschnittsprofit realisiert. ,,So streben alle Kapitale, welches immer der von ihnen selbst erzeugte Mehrwert, an Stelle dieses Mehrwertes den Durchschnittsprofit durch die Preise ihrer Waren zu realisieren" (Kapital, III 1, S. 152).
„Es scheint also – sagt daher Marx – daß die Werttheorie hier unvereinbar ist mit der wirklichen Bewegung, unvereinbar mit den tatsächlichen Erscheinungen der Produktion, und daß daher überhaupt darauf verzichtet werden muß, die letzteren zu begreifen" (Kapital, III 1, S. 132).
III. Die Produktionspreise und die allgemeine Profitrate als „Regulatoren" der kapitalistischen Produktion.
Für das Verständnis des kapitalistischen Mechanismus genügt es indessen nicht, sich auf die Feststellung zu beschrankten, daß das Wertschema des Reproduktionsprozesses und die darin enthaltenen Kategorien des Mehrwertes sowie der besonderen Profitraten in den einzelnen Produktionssphären der konkreten Realität nicht entsprechen. Wir müssen weiter fragen: Welche Kategorien sind dann
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932. C. L. Hirschfeld, Leipzig 1932, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_Jahrgang_1.pdf/83&oldid=- (Version vom 11.5.2022)