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Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932

Die Tendenz zur Nivellierung der Profitrate in verschiedenen Produktionszweigen ist eine durch die Erfahrung bestätigte Beobachtung, die während eines ganzen Jahrhunderts von Theoretikern verschiedener wissenschaftlicher Richtungen gleichermaßen anerkannt wurde. Als Tatsache wurde sie bereits von Ricardo und Malthus gesehen. Auch Marx spricht von ihr als von einem ,,empirisch gegebenen Faktum" (Kapital, III 1, S. 350), als von einer „praktischen Tatsache (( (ebenda, S. 149). ,,Die Beobachtung der Konkurrenz – der Phänomene der Produktion – zeigt, daß Kapitalien von gleicher Große im Durchschnitt gleich viel Profit liefern" (Mehr- wert III, 73). Diese Nivellierungstendenz ist auch von neueren Theoretikern, z. B. von Bohm-Bawerk und anderen, für den konkurrenzbedingten Kapitalismus nicht bestritten worden[1].

Nur in der Art der Erklärung dieser Tatsache schieden sich die Richtungen und an der Schwierigkeit dieser Erklarung scheiterte speziell die nachricardosche Schule, weil sie es nicht verstand, die Tatsache der gleichen Profitrate mit der Theorie des Arbeits-wertes in Einklang zu bringen. Hier war der Punkt, wo die historische

Empfohlene Zitierweise:
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932. C. L. Hirschfeld, Leipzig 1932, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_Jahrgang_1.pdf/102&oldid=- (Version vom 12.5.2022)
  1. So spricht Bohm-Bawerk von der ,,als Erfahrungstatsache unzweifelhaft feststehenden Annahme, daß eine Nivellierung der Kapitalgewinne stattfindet". (Kapital und Kapitalzins, 3. Aufl. 1914, I. S. 537.) – Ebenso S. Budge: „Die Erfahrung lehrt, daß die Profitraten . . . dahin tendieren, sich auszugleichen, daß sie mithin in dem fingierten Gleichgewichtszustand des Wirtschaftsgetriebes, der ,,Statik" der Wirtschaft ausgeglichen sind.“ (Der Kapitalprofit, Jena 1920, S. 6.)