Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932 | |
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33%. Wie kann sich in den beiden Abteilungen des Marxschen Schemas eine gleiche Profitrate – im gegebenen Fall eine Profitrate von 25% – herausbilden ? Es erscheint der Hinweis fast banal, daß dies nur im Wege der Herausbildung von Produktionspreisen möglich ist, also durch den Umstand, daß die an die Abteilung II abzutretenden Waren der Abteilung I iiber ihren Werten, dagegen die Waren der Abteilung II, soweit sie an Abteilung I gelangen, unter ihren Werten verkauft werden. Nur dadurch, daß die Abteilung I für ihre (v + m) = 2000 Werteinheiten von der Abteilung II mehr bekommt, nämlich 2250 Werteinheiten, kann in beiden Abteilungen die gleiche Profitrate entstehen. Auf diese Weise wird ein Teil des Mehrwerts der Abteilung II in die Abteilung I im Wege des Austausches übertragen. Nur dadurch kann in der Abteilung I ein gegenüber dem ursprünglich erzielten Mehrwert (= 1000m) größerer Profit, (nämlich 1250) erworben werden, was bei dem ausgelegten Kapital von 5000C eine Profitrate von 25% ausmacht. In der Abteilung II bleibt statt des ursprünglichen Mehrwerts (= 1000m) bloß ein Profit von 750, was beim vorgeschossenen Kapital von 3000C eine Profit- rate von gleichfalls 25% ergibt.
Daß durch die Tendenz zur Nivellierung der Profitraten. durch die Tatsache der Übertragung eines Teiles des Mehrwertes aus der Abteilung II in die Abteilung I die Lehre R. Luxemburgs vom ,,unabsetzbaren Konsumtionsrest" in der Abteilung II in ihren Grundlagen erschüttert wird, ist nach dem Gesagten ohne weiteres klar, und ihre ,,unerschütterliche Position“ (Sternberg) erweist sich als eine Seifenblase, die bei der Berührung mit der Wirklichkeit sofort platzt. Wollte R. Luxemburg ihren Gedanken vom unabsetzbaren Konsumtionsrest tatsächlich beweisen, dann hatte sie diesen Nachweis nicht bloB auf der Basis des Wertschemas, sondern weiter auch innerhalb des Produktionspreisschemas fuhren und zeigen müssen, daß ein solcher unabsetzbarer Rest sich auch nach Herausbildung der Durchschnittsprofitrate notwendig ergeben muß[1]. Einen solchen Nachweis hat sie aber nicht geführt und nicht einmal zu führen versucht.
Max Horkheimer (Hrsg.): Zeitschrift für Sozialforschung, 1. Jg 1932. C. L. Hirschfeld, Leipzig 1932, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_f%C3%BCr_Sozialforschung_Jahrgang_1.pdf/101&oldid=- (Version vom 12.5.2022)
- ↑ In dem bekannten Reproduktionsschema Otto Bauers werden im ersten Produktionsjahr in jeder Abteilung aus dem Mehrwert l0000c und 2500v für Akkumulationszwecke bereitgestellt. Die faktische Akkumulation ist eine andere. Sie betragt nämlich in der Abt. I mehr, und zwar 14 666 c und 3 667 v, dagegen in der Abt. II weniger, und zwar bloß 5 33-4 c und 1 333 v. Das besagt, daß Bauer einen Teil des zur Akkumulation in Abt. II bestimmten Mehrwerts in die Abt. I verschoben hat, ohne jedoch irgendeinen wissenschaftlich plausiblen Grund zur Rechtfertigung einer solchen Verschiebung angeben zu können. Der Rettungsversuch Helene Bauers, ihr Hinweis, dass eine solche Verschiebung im Kreditwege erfolge, muß als eine naive Ausflucht betrachtet werden. Die Verschiebungen im Kreditwege – mögen sie in der Wirklichkeit eine große Rolle spielen – sind bei der theoretischen Analyse des Reproduktionsprozesses unzulässig. Gehört ja doch zu den vielen vereinfachenden Voraussetzungen des Marxschen Reproduktionsschemas auch die methodologische Annahme, daß vom Kredit abstrahiert wird. Die Aufgabe des Schemas besteht doch gerade darin, die Austauschbeziehungen zwischen seinen beiden Abteilungen aufzuzeigen und zu prüfen, ob ein restloser Absatz möglich sei. Nachdem man bei der Problemlösung in Schwierigkeiten geraten ist, ist es unzulässig, die ursprünglich gemachten Voraussetzungen nachträglich zu andern. So konnte Fr. Sternberg einen allzu leichten Triumph über Bauer davontragen. Bildete indes für O. Bauer die Verschiebung eines Teils des Mehrwerts aus II nach I eine nicht zu erklärende Schwierigkeit, an der er gestolpert ist, so ist sie vom Standpunkt der im Text vertretenen Auffassung nicht nur zulässig und gerechtfertigt, sondern notwendig. Man übersah in der bisherigen Diskussion den Umstand, daß in den Abteilungen des Bauerschen Schemas verschiedene Profitraten bestehen. (In Abt. Ip = 29,4%, in Abt. lip = 38,4%.) Soll eine gleiche, d. h. eine Durchschnittsprofitrate von 33,3% hergestellt werden, dann müssen aus Abt. II nicht bloß (wie bei O. Bauer) 5833, nämlich 4666 c und 1167 v, sondern sogar 6667 aus Abt. II in Abt. I übertragen werden. Und diese Übertragung erfolgt im Wege des Austausches! Allerdings eines ungleichen Austausches, bei dem die Waren beider Abteilungen nicht zu ihren Werten, sondern zu Produktionspreisen ausgetauscht werden.