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Züchtlingen und (Industrie)-Zwangsarbeitern befinden sich in der Anstalt noch einige Schwach- und Blödsinnige, deren Zahl gegenwärtig jedoch nur 3 beträgt, während sie im Jahre 1824 die Hälfte sämmtlicher Detinirten ausmachte. Es ist indessen bereits als Princip angenommen, daß die Aufnahme von Individuen der Art künftighin nicht mehr gestattet werden soll. Auf der einen Seite erheischt die absolute Nothwendigkeit strenger Ordnung und Disciplin, daß alle diejenigen, welche einer solchen Anstalt anheimfallen, sich auch einer schärferen Zucht, als sonst von ihnen verlangt werden würde, unterwerfen müssen. Aber auch die 3 Blödsinnigen seien Subjecte, bei denen nach dem Ausspruche des Arztes anhaltende Thätigkeit und strenge Aufsicht die einzigen Mittel möglicher Genesung wären. Endlich aber werde es von der Einsicht der Inspection mit Recht erwartet werden dürfen, daß sie in der Anwendung der Strafe die nöthige Conduite brauche, namentlich aber den allgemeinen Rechtsprinzipien entgegen keine Schwachsinnige oder sonst Imputationsunfähige unter das Gesetz subsumiren werde. 1833 wird bemerkt, daß der Raum es nicht gestatte, die Irrsinnigen von den zur Zwangsarbeit Verurtheilten gesondert schlafen zu lassen, und zwar waren es zusammen 20 Männer und 19 Weiber in 2schläfrigen Betten; oder man gab Bettstellen, die mittelst einer bretternen Zwischenwand getheilt waren, eine Einrichtung, die schon vorher im Schleswiger Taubstummeninstitut und in der Glückstädter Strafanstalt sich als zweckmäßig bewährt hatte!

Von den sonst bekannten Zuchthäusern der Provinz fand ich in den mir vorliegenden Akten nur noch einige spärliche Notizen. 1732 gestattete Christian VI, daß in Altona auf Kosten der Stadtkasse ein Zucht- und Werkhaus eingerichtet werde. 1803 wurden in Altona frische Psychosen ins neue Krankenhaus, unheilbare ins alte gebracht, wo auch für Rasende besondere Behältnisse eingerichtet waren. In Tondern war das Zucht- und Arbeitshaus ans Hospital angebaut. Es kamen hinein: Wahnsinnige, Bettler, Müßiggänger und Säufer. Es wurde ein Vorschlag gemacht die Ersteren in

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Kirchhoff (Arzt): Die frühere Irrenpflege in Schleswig-Holstein
aus Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 20, S. 131-192
. Commissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1890, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_fr_schles-20_0191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)