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1756 wird ein 13 jähriger Knabe wegen Brandstiftung auf unbestimmte Zeit aufgenommen und beim Eintritt derbe gepeitscht, damit er sein den Jahren nach sehr boßhaftes Verbrechen desto besser empfinden möge; gleichzeitig wurde befohlen auch in solchen Fällen die Acta in Zukunft an eine Juristen-Fakultät zur Belehrung des Spruchs ehestens zu versenden.

1758 soll ein epileptischer Knabe aufgenommen und womöglich curirt werden. Der Zuchthausverwalter hat vergebens versucht ihn anderswo unterzubringen, konnte dann aber durch Verlegung Platz im Weiber-Zuchthause schaffen. Darauf heißt es: „Was die Curirung eines solchen Patienten anlanget, so ist solches die mehreste Zeit sehr mislich und da ich in ansehung die monathl. 8 ß für Medicin nicht in vermögend bin Versuche anzustellen in dem solche leiden die mehreste Zeit duppelt ins Dollhauß angewandt werden,“ so will er für ein Extraordinarium, „sich alle ersinliche Mühe und Kosten nehmen und geben, und wo möglich, Ihn Curiren.“ Es wurden ihm dafür jährlich etwa 5–6 bewilligt.

1758 erging eine Ordre vom Großfürsten Peter über einen Deserteur Mousquetier Haußmann: „So wollen Wir daß auch noch vor diesmahl, und insonderheit, da von demselben hat gesaget werden sollen, daß er zuweilen einen Anstoß einer Verrückung im Kopfe bekommen, und in solchem Wahnwitz auch weggegangen seyn soll, aus allerhöchst besonderer Gnade, diesen Mißethäter zwar das Leben geschenket, haben (Strang); – Es soll derselbe jedoch, weil Er schon zweymahl desertiret ist, durch Vier und zwantzig-mahliges Gaßen-Lauffen hinter Kurtz-Gewehr gestraffet, und noch überdem mit Siebenjähriger Zucht-Haus-Gefängniß beleget werden.“

May 1759 wird eine Kindesmörderin aus Cismar mit der Todesstrafe verschonet, und an deren Statt mit ewiger Gefängniß im Zuchthause bestraffet. Dabei wird Klage über Ueberfüllung geführt.

September 1759 wird ein Christian Rosenbug aufgenommen; dieser zu Trittau in gefänglicher Haft befindliche

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Kirchhoff (Arzt): Die frühere Irrenpflege in Schleswig-Holstein
aus Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 20, S. 131-192
. Commissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1890, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_fr_schles-20_0171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)