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eine meistens nur lockere ist. Es werden auch einige nicht psychiatrische Dinge dabei berichtet.

Ich beginne mit den Nachrichten über die Aufnahme: Im Juni 1740 wird ein Joseph P., der seiner Sinne nicht mächtig, ins Zuchthaus gebracht, jedoch ohne zur Arbeit zugezogen zu werden, auch bey seynem Zustande Ihm weder Messer, Gabel, noch ander dergleichen Instrumenta, wodurch Er sich einigen Schaden zufügen könne, gelassen. Jedenfalls eine humane Berücksichtigung.

Ein Beispiel wie nahe sich auch schon damals Elend, Vergehen und Krankheit des Geistes standen, ist folgender Fall. Ende 1740 wird ein alter Mann aus nicht näher bezeichneten Gründen als Züchtling aufgenommen. Kurz vorher hatte er ein Gesuch eingereicht, seine Schwester ins Dollhaus aufzunehmen, welche schon in die 10 Jahre sehr miserable an einer Gemüths-Krankheit und andern Zufalle darnieder gelegen, mithin all ihr weniges Vermögen theils verzehret, theils aber, wiewohl ohne Nutzen, an Artzlohn gewendet, und also dadurch in äußerste Armuth und Elend gerathen. Der Bittsteller führt aus, daß er seiner Elenden Schwester nicht die Aufwartung leisten könne, welche dergleichen im Kopfe verwirrt seyenden Leute bedürffen; es sei ja aber vor dergleichen Nothleidenden Persohnen das sog. Toll- oder Krancken-Hauß zu Neumünster verordnet, dass sie daselbst aufgenommen und ihnen ihr Unterhalt und Pflege gnädigst ertheilt werde. Die Aufnahme geschah darauf.

Im März 1742 wird Matthias St. aus Oldenburg seiner mit Bosheit verknüpften Wahnwitzigkeit halber bis zur Genesung und Besserung unter die Zahl der ehrlichen Züchtlinge gesetzt.

Im folgenden Fall vermuthe ich auch eine Kranke; 1745 wird die 15 jährige unartige Tochter eines Musketiers unentgeltlich aufgenommen wegen vielfacher Diebereien. Sie wahr mehrfach scharff castigiret, einmal im Kriegsverhör scharff mit Ruthen gepeitschet worden, ohne eine besserung zu verabspühren. Der Bericht enthält auch die Bemerkung: welches

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Kirchhoff (Arzt): Die frühere Irrenpflege in Schleswig-Holstein
aus Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 20, S. 131-192
. Commissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1890, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_fr_schles-20_0169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)