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wiewohl ohnwissend einigen Ausschweiffungen ergeben gewesen, welches gegebene Aergerniss er die allergnädigste Landesherrschaft jedennoch in Demuth abbitte, und nach nichts so sehr als seyne Freyheit sich sehne um künftig mit seiner Frauen einen stillen und ehrbaren Wandel führen zu können. Unter Berufung auf die übrigen Atteste und das Zeugnis sämmtlicher Zuchthausbedienten, daß B. gesund sei, wird die Entlassung vorgeschlagen. Die Motivirung des Archivdiakonus Beccau betont, das B. gegründet im Christenthum sei. Der Zuchthaus-Chirurg Carstens erklärt, daß der B. zeit seiner ersten Ankunft ein gantz ander Mensch gewurden und von seinem Malum de Mania völlig befreyet ist, umb, damit ich völlig davon überführet seyn wolle, so habe zum Oestern durch die Zuchthauss-Bedienten Proben auf allerhand Ahrt und weise anstellen lassen, selbe aber, hat vor alles dass, was ihnen zuvor lieb gewesen, einen greulichen Abscheue, und bereuet nichts mehr, alss sein vorhin geführtes, ärgerliches, lasterhaft, und Sündliches Leben. Schließlich giebt auch noch der Zuchthaus-Geistliche Hasselmann sein Gutachten ab: – ich finde Gottlob! anitzo seinen Zustand durch den Gebrauch heilsamer Artzneien gar sehr gebessert. Die seither begangenen Ausschweifungen seien aus dem Mangel einer vernünftigen Ueberlegung und aus einer unüberwindlichen Unruhe seines Gemütes und Leibes entstanden. Ferner sagt er: ich habe ihn im abgewichenen Jahr wenigstens 4 Monathe bei mir im Hausse gehabt, und ihn in seinem gantzen Verhalten so vernünftig befunden, daß ich schon damalen die gewisse Hoffnung hatte, seine Gesundheit würde völlig wieder hergestellt sein. Seine Conduite, die er über ein halbes Jahr bei meinem Bruder dem Pastor in Westensee geführt, war gleichfalls also beschaffen, daß alle, die ihn sahen, sich über seine Genesung freuten. Es scheint dies der Aufnahme in Neumünster vorausgegangen und dann unter Verlust der Nachtruhe die Erregung wieder eingetreten zu sein. B. fing damals an, Morgens um 1 oder 2 Uhr das Bett zu verlassen, allein auf freiem Felde herumzuwandern, bis ein nicht näher

Empfohlene Zitierweise:
Theodor Kirchhoff (Arzt): Die frühere Irrenpflege in Schleswig-Holstein
aus Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte, Band 20, S. 131-192
. Commissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlung, Kiel 1890, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_fr_schles-20_0163.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)