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ins Niām-Niām-Land hatte er noch einen Abstecher nach Osten, bis zum Rol gemacht, an dessen felsigen Ufern er ebenfalls eine Podostemonacee, Tristicha hyponides auffand. Ende Juli v. J. kehrte S., durch erlittenen Hunger abgemagert, aber sonst wohlbehalten wieder nach der Seriba Ghattās zurück, von wo er nach den neuesten, von Mitte Sept. 1870 datirten Nachrichten zunächst nach den Seriben am Kosanga einen Ausflug machen wollte, demnächst aber nach einer zweiten Reise ins Niām-Niām-Land im Herbst 1871 nach Europa zurückzukehren gedachte.

Von den umfangreichen botanischen Sammlungen, welche S. auf dieser Reise gemacht hat, ist der größere Theil wohlerhalten in Berlin angelangt. Der letzte hier eingetroffene Transport ging Ende Aug. 1869 von der Seriba Ghattās ab; eine im Juli 1870 gemachte Sendung befindet sich noch unterwegs. Außer zahlreichen Hölzern, Früchten, Sämereien, einigen lebenden Pflanzen (u. a. der merkwürdigen, mit fleischigem Stamm versehenen Passifloracee Adenia venenata Forsk., welche mit dem Schwimmholze Ambatsch [Herminiera Elaphroxylon] eine neue Acquisition für die europäischen Gärten darstellt) bestehen diese Sammlungen aus vorzüglich präparirten Herbarien-Exemplaren, welche an guter Erhaltung denen der ersten Reise vollkommen ebenbürtig, an Seltenheit der Arten denselben begreiflicher Weise außerordentlich überlegen sind, da das Gebiet des Bahr-el-Gasāl in noch höherem Grade einen westafrikanischen Stempel der Vegetation an sich trägt, als S. in seiner pflanzengeographischen Skizze angenommen hatte. Die botanischen Eindrücke des Sommers 1869 sind in den in B. Z. 1870, 81. abgedruckten Vegetationsskizzen von Bahr-el-Gasāl niedergelegt. Er schildert darin die Gliederung der Vegetationsformen in Parkwaldung, d. h. licht gestellte Bäume (während die Uferwälder des Niām-Niām-Landes durch Unterholz und Schlingpflanzen undurchdringliche Dickichte, wie die der Westküste des afrikanischen Continents, bilden), Aecker mit einzelnen hohen Bäumen (Khaya, Urostigma, Spondias); Hochgrasflächen, weit über Mannshöhe erreichend; kurzgrasige Wiesenflächen mit nassem oder steinigem Grunde und vielen Zwiebelgewächsen; Regenteiche (in deren einem S. die erste Isoëtes-Art des Nilgebiets entdeckte); trockene Stellen (besonders Termitenhügel, die gewöhnlich um Bäume herum angelegt werden, mit einer an die nördliche Steppe erinnernden Flora von Capparideen, Stapelien etc.; Dickichte von Schlingpflanzen gebildet. Die Charakterbäume der Gegend werden z. Th. physiognomisch mit denen der gemäßigten Zonen parallelisirt, z. B. Butyrospermum (der Butterbaum, Lulu), Chrysophyllum, Terminalia mit den

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 571. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_571.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)