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H. Hagen von Zeit zu Zeit Bericht abstattete (Sitzungsberichte der Gesellschaft naturforschender Freunde[WS 1] zu Berlin) erweckt in uns die Hoffnung auf immer mehr sich steigernde Leistungen bereits für die nächste Zukunft. In den Miscellaneous Collections der Smithsonian Institution vom Jahre 1869 finden sich gediegene Arbeiten von Osten-Sacken über Tipuliden, von Binney und Bland über Land- und Süßwassermollusken, von Scudder über Orthopteren Nordamerikas, sowie von Binney eine Bibliographie der nordamerikanischen Conchyologie. Whitney bereicherte in der: Geological Survey of California unsere Kenntnisse der fossilen Thierformen des Gebietes mit vielen interessanten Funden.

Selbst in den spanisch-amerikanischen Freistaaten regt es sich hier und da mehr oder minder lebhaft in der Behandlung auch zoogeographischer Forschungsobjecte. Die Deutschen Philippi und Burmeister sind in Chile und Buenos Ayres nach dieser Richtung hin unermüdlich thätig. Namentlich gewinnen Burmeister’s Arbeiten in den: Annales del Museo publico de Buenos Ayres einen wahrhaft klassischen Werth. Dieselben bieten uns ein unvergleichlich reichhaltiges, zu Forschungen über die Beziehungen jetzt lebender zu erloschenen Thierformen ganz besonders anregendes Material. Des genannten Verfassers neuerdings erschienene, durch zum Theil sehr instructive Abbildungen erläuterte Aufsätze über Machairodus, Mylodon, Megalonyx, Glyptodon, Macrauchenia, Equus, Mastodon u. s. w. verdienen die vollste Beachtung der wissenschaftlichen Welt. Wie schön ist es doch, in einer Stadt, deren Straßen noch vor kaum 22 Jahren nur von dem Wehegeheul der Schlachtopfer eines Manuel Ortiz Rosas und seiner Mashorqueros ertönten, nunmehr die lebhaften Regungen höchsten geistigen Strebens zu erkennen! Selbst in dem herrlichen, von den Metzeleien eines wilden, egoistischen Abenteurers fast à la Rosas heimgesuchten Venezuela hält die „Vargasia“, vielfach zoologischen Interessen huldigend, mit Muth und in unerschütterlicher Hoffnung auf dereinstige, geordnetere Zustände das Banner des Geistes, der Wissenschaft, aufrecht. Hier wieder ist es ein Deutscher, Ernst, der durch gediegene Arbeiten auch auf zoologischem Gebiete sich seines großen Mutterlandes würdig erzeigt.

In Brasilien ist es auf unserem Gebiete in letzter Zeit verhältnißmäßig recht still zugegangen. Möglich, daß der lange und schreckliche, die Interessen des Landes zerstreuende, seine materiellen Hülfsmittel aufs Höchste anspannende Krieg gegen das löwenmuthig sich wehrende Paraguay nichts von dem hat aufkommen lassen, was in den Ländern eines Diego Sarmiento und Martin Tobar noch neuerdings möglich geworden. Dennoch aber ist die Kenntniß der Thierwelt


  1. Vorlage: Freude
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 544. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_544.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)