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schon durch andere fachwissenschaftliche Darstellungen rühmlich bekannte Blanford über Geologie und Zoologie Abyssiniens, welchem Werke farbige ornithologische Abbildungen zur besonderen Zierde gereichen. Lebhaftes Bedauern erweckt es nun im Berichterstatter, daß Blanford in dem die Säugethiere behandelnden Theile die fremde, namentlich deutsche Literatur der letzten Jahre über die Fauna Ostafrikas so wenig benutzt, daß er gänzlich veraltete, schon längst widerlegte Dinge im Breiten abgehandelt und recht brennende Fragen der Wissenschaft, wie z. B. allein diejenigen über den noch immer räthselhaften Tokur-Zendjero, über die Stellung des Hasamaschweines, über die Natur des wilden Hundes von Simiên (Canis simensis Ruepp.) u. s. w. gänzlich unberücksichtigt gelassen. Eine selbst nur oberflächliche Einsicht in die Erzeugnisse der neueren deutschen Literatur über solche Gegenstände hätte ihm die Anregung zur Beantwortung einer großen Menge wichtiger Fragen gewähren müssen. Wann aber wird eine solche Gelegenheit ohne Gleichen, ein mit allen Feinheiten der neueren Kriegskunst zugerüsteter, höchst unblutiger Feldzug in ein wissenschaftlich schon ausgekundschaftetes Gebiet, einem Forscher je wiederkehren? Ein schlichter Tischler aus dem Posenschen, Namens Schiller hat, wie Schreiber dieses anderen Ortes baldigst darthun wird, völlig aus eigenem Antriebe in dieser Beziehung mehr zu leisten versucht, als der gelehrte britische Reisende. Der ornithologische Theil des Blanford’schen Werkes krankt zwar auch an einer ziemlich oberflächlichen Behandlung fremder Leistungen auf diesem Gebiete, ist aber doch, ebenso wie der herpetologische, ungleich gründlicher, als der mammologische abgefaßt.

Eine sehr wackere, auch ikonographisch recht schön ausgestattete Arbeit über die Vogelwelt Abyssiniens lieferte jüngst unser fleißiger Finsch.

W. Peters hat neuerdings eine umfangreiche, vielfach sehr kostbares Material darbietende monographische Arbeit über die Fische Zambezias vollendet, einen besonderen Theil seines großartig angelegten Werkes über die Fauna Ostafrika’s.

Unter allen neueren die Thierwelt Asiens behandelnden Reisebüchern verdient unserem Urtheile nach dasjenige des Engländers Alfred Russell Wallace die eingehendste Betrachtung. Wallace, schon vor Publication dieser seiner Reisebeschreibung der wissenschaftlichen Welt durch seine Arbeiten im Sinne Darwin’s bekannt geworden, hat in dem Zeitraume von acht Jahren auf Malacca, Singapore, Java, Borneo, Sumatra, Timor, Flores, Sumbawa, Lombok, Celebes im Sulu- und Molukkenarchipel, auf Neu-Guinea, Arru, Misol, Wadjeu u. s. w. 125,660 zoologische Gegenstände gesammelt. Sich keineswegs

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 539. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_539.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)