Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 536.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

M. Faidherbi, M. Rouvieri, M. corsicus, (1200–1500 Knochen), sämmtliche aus der im Titel erwähnten, großartigen Höhle. Ohne die Artselbstständigkeit der auf einem noch zu mangelhaften Material begründeten vier angeblichen Bärenspecies dieser Gegenden hierorts eingehender prüfen zu wollen, bleibt für den Berichterstatter doch zunächst die Anerkennung der unbestreitbaren Thatsache auszusprechen, daß in Nordwestafrika vor nicht gar langer Zeit Bären gelebt haben, sowie die Wahrscheinlichkeit, daß solche Thiere daselbst noch heut existiren. Ferner ist das durch Bourguignat’s Fund erwiesene frühere Vorkommen des heutigen corsischen Muflon, übrigens eines Bewohners Corsica’s, Sardiniens und vielleicht sogar Spaniens (?)[1], in Algerien von großem zoo-geographischem Interesse. Bourguignat’s Material über die meist erloschenen Cephalophoren der Atlasplateaux zwischen Boghar und Tiharet (das. Band II) und der megalithischen Gräber von Roknia (das. Band IV.) ist ein sehr reichhaltiges. Dasselbe gewährt u. A. einen guten Einblick in die große Variabilität der Form bei diesen Thieren. Des Verfassers Arbeiten erhalten besonderen Werth durch die sorgfältige geognostische Lokalbeschreibung der Fundstätten, welche zugleich einen Anschluß an ähnliche Untersuchungen Desor’s über fossile Weichthierformen der Sahara und über die Bedingungen ihres Vorkommens daselbst gewährt.

Die Nilgebiete sind neuester Zeit in zoologischer Beziehung von Klunzinger, Heuglin, Schweinfurth und dem Referenten behandelt worden. Ein größeres ornithologisches Werk Heuglins über Nordostafrika harrt noch der Vollendung und wird daher von uns nach dieser besprochen werden. Einige an sich höchst unbedeutende, ohne jede Kritik zusammengeschriebene, an den lächerlichsten Irrthümern ziemlich reiche Aufsätze über ostafrikanische Thierwelt lieferte Ernst Marno im „zoologischen Garten“ (1869). In Petermann’s Mittheilungen (Jahrgang 1869) erschien eine sehr ausführliche und lehrreiche Arbeit Heuglin’s über die geographische Verbreitung der Vögel in Ost- und Centralafrika unter Zugrundelegung der bekannten pflanzengeographischen Karte G. Schweinfurth’s. Der muthige, hochgebildete Schweinfurth hat auf seiner jetzigen, zur Zeit noch nicht abgeschlossenen Reise nach Innerafrika der Zoologie bereits sehr wesentliche Dienste geleistet. War er es doch, welcher schon auf seinem früheren, die Pflanzenkunde Afrikas so außerordentlich bereichernden Streifzuge durch die westlichen Küstengebiete des rothen Meeres die erste Zeichnung vom


  1. Ein im April 1867 zum Besuche der Weltausstellung in Paris anwesender, sehr gebildeter Spanier, dessen Bekanntschaft ich zufällig machte, berichtete mir in der That von der Cabra monte oder Steinbock und von dem Carnero-cimarron (Musimon [Ovis] musimon?) in den hohen Schneegebirgen seines Vaterlandes.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 536. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_536.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)