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mancher wichtigeren und interessanteren Frage auf dem betretenen Gebiete angeregt zu haben. Beiläufig werde bemerkt, daß der Abrundung des Gegenstandes zu Liebe, auch einzelner vor und nach 1869 erschienener zoologischer Arbeiten gedacht worden ist.

Für die Erkenntniß der europäischen Thierwelt ist in dem für uns hier zunächst in Betracht kommenden Zeitraum manches Gute geschehen. Lobenswerth sind namentlich die Bestrebungen zur Aufklärung der vorgeschichtlichen Fauna unseres Kontinentes. Abgesehen von vielen rühmlichen Einzelarbeiten machen wir auf die nachstehend erwähnten vorzüglich auch ein geographisches Interesse beanspruchenden Werke von Boyd Dawkins, Ayshford Sandfort und von E. Belgrand aufmerksam. Erstere haben über die britischen pleistocenen Säugethiere eine Reihe sehr gründlicher zootomischer Untersuchungen eröffnet[1]. In den ersten durch zahlreiche, treffliche Abbildungen erläuterten Heften dieser wichtigen Arbeit wird die Ueberzeugung der Autoren dargelegt, daß die von vielen Aelteren als erloschen betrachtete große Katze der Höhlen (Felis spelaea) nichts anderes als der aus Europa allmählich nach Süden (Afrika) und nach Osten (Asien) gedrängte gemeine Löwe, Linné’s Felis Leo sei. Wie dürftig nimmt sich doch einem solchen so fleißig und so scharfsinnig behandelten Material gegenüber jene kaum für ehrsame Kürschner passende Spielerei mit der Zoologie aus, die aus jedem etwas abweichend gefärbten Exemplar unseres Löwen eine besondere unwandelbare Art herstellen möchte. Es ziemt sich bei dieser Gelegenheit wohl, der neuen, auch die geographische Verbreitung prätendirter Arten berücksichtigenden Arbeiten Fitzingers über Borstenthiere, Flatterthiere, Hunde, Katzen u. s. w. zu gedenken, wie sie in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie so manche, manche Seite füllen. Voll Bewunderung einerseits für den ausdauernden Fleiß des eben erwähnten Forschers müssen wir es andererseits wieder auf das Tiefste bedauern, daß derselbe so viel Starrsinn im Festhalten an verrottete Methoden der naturgeschichtlichen Untersuchung bewährt, so wenig Geneigtheit bekundet, auch der anatomischen und paläontologischen Methode der Untersuchung volle aufrichtige Genüge zu thun, endlich auch der vielfach und mit solchem Recht scharf über ihn ergangenen Kritik nur einigermaßen Gehör zu leihen. Wie Schade um die keinen irgend nachhaltigen Erfolg versprechende Aufbietung in gewisser Hinsicht tüchtiger Kräfte!!

Die andere (ebenfalls umfangreiche) der vorhin erwähnten Arbeiten


  1. The British Pleistocene Mammalia. London. Printed for the Palaeontographical Society. 1868, 1869.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 531. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_531.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)