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1810 ein Friedensfest feiern konnte, ein Dankfest für einen zweihundertjährigen Wohlstand, den keine kriegerische Störung, keine Oeffnung des Janustempels unterbrochen. Auf’s Neue aber mußten die Leidenschaften entfesselt werden, als im Jahre 1856 die trennenden Schranken fielen und Japan jetzt plötzlich von allen Seiten mit den fremdartigen Eindrücken der westlichen (und local-östlichen) Cultur überfluthet wurden. Als erstes Resultat haben wir den Sturz des Shiogun erfolgen sehen, die weitere Entwicklung wird nun der Zeitgeschichte angehören, und in ihren Details von uns zu beobachten sein.

Die im Anschluß an die alte Würde der Shiogun nach der Schlacht bei Sequigaarah vergrößerte Macht des Taikun wurde besonders Gegenstand der Erörterung, als die lang hinausgeschobene Eröffnung der Häfen Hiogo und Osaka (1. Jan. 1868) die Zulassung der Fremden für weiterhin außer Frage stellte, und nun der Privatvortheil jeden Theilfürsten begierig machte, bei den abzuschließenden Verträgen freie Hand zu haben. Gestützt auf seine Vasallen und die mächtigen Fürsten des Nordens schien der Taikun im Stande, der Opposition noch länger die Spitze zu bieten und seine Hegemonie zu wahren, aber bei der Gegenerklärung des Mikado legte er freiwillig seine Herrscherwürde nieder, um nicht gegen die geheiligte Person dessen zu kämpfen, der sein Schützling gewesen. Nach Montblanc hatte schon auf der Weltausstellung zu Paris der Fürst von Satzuma Protest dagegen eingelegt, sein Wappen unter das des Taikun zu stellen, so daß beide neben einander gereiht waren.

Bei dem raschen und täglich gesteigerten Verkehr Japans mit Californien werden Eisenbahnen und Telegraphen, sowie die übrigen Erleichterungen der Civilisation dem asiatischen Inselreich nicht mehr lange fremd bleiben, zumal die jungen Japaner beginnen, europäische Studiensitze zu besuchen.

Das alte China, worüber Plath und Pauthier ihre Studien fortsetzen, schien zusammenbrechen zu müssen unter den inneren Wirren, die die westlichen Provinzen in die Hände der Dunganen oder Pansi gaben und durch die gesetzlosen Soldatenbanden der Nienfei die als langhaarige Tschan-mo weiter kämpfenden Reste der besiegten Taiping verstärkten. Ein neues China scheint erstehen zu wollen, und der seit Jahrtausenden in stolze Selbstgenügsamkeit gehüllte Staatsorganismus hat seinen Mantel lüften, hat der veränderten Umgebung Zugeständnisse machen müssen. Fremde Ideen dringen ein, Keime sind ausgestreut, die in Triebkraft schwellen, die eine Regeneration auf allen Punkten einleiten werden.

Bei der Verschiedenheit der Rechtsanschauungen, die sich bei den ostasiatischen Staaten, nicht nur auf dem religiösen, sondern auch auf

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 515. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_515.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)