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Aus Formosa haben Guérin und Bernard ein Vocabularium des Tayalischen Dialectes geliefert, mit einer Einleitung durch Vivien St. Martin, Kopsch ein Beschreibung der nördlichen Flüsse. Der Bericht von Schetelig’s Reisen in Formosa findet sich in der Zeitschrift. Auch in Collingwood’s Rambles of a Naturalist ist Formosa eingeschlossen, das außerdem von Brookes besprochen wird.

Japan ist von der ostasiatischen Expedition besucht, die Oestreich aussandte. Beschreibungen des dortigen Lebens liefern Humbert, Pompe van Meerdervoort, sowie Jephson und Elmhorst, Arminjon, Jouan, Du Pin und Roussin Mittheilungen über die Geschichte, und über den politischen Zustand Dickson. Willis unternahm eine Reise von Jeddo über Land nach Niegata und Du Petit-Thouars vervollständigte die Aufnahme des Flusses von Osaka bis Kioto.

Die jüngsten Ereignisse in Japan sind besonders lehrreich, da in ihnen vor unseren Augen ein in der Geschichte mehrfach wiederholter Proceß abläuft, der uns sonst nur durch mehr oder weniger unvollkommene Nachrichten aus der Vergangenheit bekannt ist. Der Mikado, der directe Nachkomme (wie die ägyptischen Könige und die von Seth, mab Adaf mab Duw, stammenden Könige von Wales) seiner Götter und Halbgötter, die in sieben himmlischen und fünf irdischen Geschlechtern die Urzeiten der aus dem Chaos entsprungenen Welt beherrschten, vertritt jene Theokratie des Rex sacrorum, des opfernden Basileus, des patriarchalischen Goden im Gegensatz des Königs aus Rigr’s Nachkommenschaft, des Truhtin und Druiden, des Coccomen in Mayapan, des Tay-Sacaa in Tilantongo, des von Wixipecocha in Zapotecapan eingesetzten Wiyatao – jenes alte Priesterkönigthum, dessen Spuren überall hervortauchen, aber in geschichtlich bewegten Epochen rasch verschwinden. Bald wird die hierarchische Macht gebrochen, wie vom Perimaul Cochin’s, von Ergamenes in Meroë, von Finnow die des Tuitonga auf Tongatabu, bald wird es unbequem, für die Sünden des Volkes die Buße zu thun, die dem Kaiser von China obliegt, oder für schlechte Ernte abgesetzt zu werden, wie bei den Burgundern, wenn nicht verbrannt, gleich dem Könige der alten Schweden. In Japan wurden nach der Reform die weltlichen Geschäfte vorwiegend von den Fandjiwara oder Ministern (in der Rolle eines bhutanischen Debha-Raja) versehen, aber bei den in Folge der Eroberungen mächtiger werdenden Theilfürsten, wählte sich der Mikado bald unter diesen seinen Avocatus, und am natürlichsten in der Person des Markgrafen an der nördlichen Grenze (gegen die Ainos), oder dem Shiogun (dem Schirmer gegen die Barbaren), als dem Primus inter Pares, denn unter den rechtlich gleichstehenden Fürsten eines Staatsverbandes sehen wir überall die Markgrafen, die ihrer Lagerung nach

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 513. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_513.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)