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am 7. Juli eingelaufen, und dürfen wir bald ausführlicheren Mittheilungen entgegensehen. Die geographischen Kreise, besonders in unserm engeren Vaterlande, werden mit dem lebhaftesten Interesse eine Expedition verfolgen, die ohne sonstige Nebenzwecke, einzig zum Besten der Wissenschaft bewilligt und ausgerüstet ist. Gerade die Kenntniß des centralen Afrika ist von deutschen Reisenden in bedeutsamster Weise gefördert worden, und vielleicht dürfen wir die Hoffnung hegen[1], daß die günstige Gelegenheit, die sich bei Nachtigal’s Ankunft in Bornu für weiteres Vordringen nach Süden bietet, für solchen Zweck wird benutzt werden können.

Eine hohe Theilnahme ist durch persönliche Gegenwart auch einem andern Ereigniß bewiesen worden, das im November vorigen Jahres die Aufmerksamkeit der gesammten Erde fesselte, und das in unseren Sitzungen mehrfach zur Sprache gekommen ist.

Afrika, der schwarze Continent, und das semitische Asien sind an dem Punkte, wo sie sich seit altersgrauer Vorzeit hamitisch durchschlangen, auseinander gerissen, Europa und arisches Indien reichen sich befreundet die Hände, und der anglosächsische Strom zieht weiter nach japanisch-chinesischen Küsten, wo von jenseitigen Landen der amerikanische Bruderstamm entgegenkommt, während auf den Wassern des Stillen Ocean’s sich amerikanische, australische und indische Dampferlinien schneiden. Was schon in alter Pharaonenzeit die Staatsmänner beschäftigte, was Rhamses und Necho begannen, was Darius und Ptolemaeus Philadelphus weiterführten, Trajan und Hadrian wieder aufnahmen, Amru vollendete und Almansor (767) zerstörte, was die Projecte der Pforte im XVI. Jahrhundert und (nach Volney) noch 1768 nicht herzustellen vermochten, was Napoleon I. zu unternehmen zögerte, es hat sich vor unsern Augen vollendet. Als Mitglied der von Enfantin mit dem Enthusiasmus eines Apostels (neuer Unternehmungen sowohl wie einer neuen Religion) im Jahre 1846 gebildeten Gesellschaft nahm Linant 1853 die nöthigen Nivellirungen vor und Lesseps’ energischer Beharrlichkeit gelang es, das Begonnene glücklich zu Ende zu führen. Am 26. April 1859 geschah der erste Spatenstich, am 18. März 1869 strömten die Wasser des Mittelmeeres in die Bitterseen, wo sie sich mit denen des Rothen Meeres treffen sollten, und am 16. Nov. 1869 fand die Eröffnung Statt in einer internationalen Festlichkeit, zu welcher auch an unsere Gesellschaft eine Einladung des Khediv gerichtet war, der es leider nicht möglich gewesen, nachzukommen. Die Handelsstraßen sind so auf ihre alten Bahnen zurückgelenkt, aber


  1. Die Schritte, die im Juli zu solchem Zwecke gethan waren, wurden durch die Katastrophe der politischen Ereignisse in unerwarteter Weise gehemmt, und konnten seitdem noch nicht wieder aufgenommen werden.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 501. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_501.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)