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zu gleichem Zweck besonders ihre zu Kleidern dienenden Büffelhäute, die Comanches Schulterblätter von Büffeln u. s. w. Die Zeichnungen sind auf diesen großen und zugleich unregelmäßigen Oberflächen gewöhnlich ordnungslos angebracht, so daß sie den Eindruck von zusammenhanglosen Kritzeleien machen; verwendet man aber Papier (wie in General Hall’s Schriftstück 1809 oder in dem Fletcher’s 1849) oder Streifen von Birkenrinde (wie die Chippewäh-Indianer am Lake Superior für ihre Amulette), so tritt leicht von selbst eine reihenweise Zusammenordnung und Verknüpfung ein. Dasselbe ist bei den mexicanischen Hieroglyphen eingehalten, die indeß bereits auf einer weitern Stufe der Entwickelung stehen und deshalb hier außer Acht bleiben. Die Makkahs (am Cap Flattery) nennen ihre Malereien (on boards of Cedar) Cha-tai-uks und Schrift Cha-tatl (Swan.) Der Brief des Häuptlings auf den Karolinen (bei Freycinet) war in Bilderschrift auf Papier geschrieben. In der Schrift der Bleitafeln von Corbière unterscheidet Latour d’Auvergne eingeritzte Zeichen von Menschen und Thieren. Südamerika ist bekanntlich gerade in seinem westlichen Theile besonders schriftarm und sein höchster Culturstaat, der Peruanische, war bei der Knotenschrift stehen geblieben. Was von der Zerstörung alter Schriftdocumente durch jenen Inca zu halten sei, der die Rolle des chinesischen Tschihoangti in Peru wiederholen würde, oder von den Büchern, die Viedma aufgefunden haben will, ist noch nicht genugsam aufgeklärt, indeß ist nicht immer beachtet worden, daß die Chibchas wie in anderen Kunstprodukten, so in ihren Calenderzeichen (s. Duquesne) den Uebergang nach Central-Amerika vermitteln, und als sich besonders wiederholende Darstellungen führt Jomard die von Fröschen, Fischen, Köpfen, Pfeilen, Instrumenten u. s. w. auf.

Die polynesische Vorgeschichte ist von jeher ein beliebter Tummelplatz von Hypothesen gewesen; bald sind die zerstreuten Inseln die allein noch hervorragenden Spitzen eines untergegangenen, bald die bereits trocken gelegten eines aufsteigenden Continentes, bald sind die Eingeborenen mit der Aequatorialströmung und den Passaten von Osten gekommen, bald mit den Gegenströmungen und den wechselnden Winden von Westen; bald war Samoa der einheitliche (s. Hales) Ausstrahlungspunkt für weitere Züge, bald das mythische Bolotu, als Bure localisirt (oder etwa Amboyna’s Amoan) für ihren Beginn, bald das centrale Tahiti; bald sind die Japanesen über die Sandwich-Gruppe herab aus der Unterwelt Havaiki hervorgestiegen, bald haben buddhistische Missionäre die über die Moluken und Lord North’s Island weiter führende Brücke benutzt, bald sind asiatische und amerikanische Entdecker auf halbem Wege zusammengetroffen. Es ist schwer begreiflich, weshalb die Ethnologie, die sich doch schon lange nicht mehr weder zur Localisirung eines Eden’s noch eines Parmakh

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 490. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_490.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)