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trockenen, unbewaldeten Terrain behufs Sklavisirung der Einwohner des Landes einige Hütten auf unter dem Namen Nueva Zamora; – nach Anderen jedoch war jene Stelle, wo er die erste Zwingherrschaft errichtete, dieselbe, wo Hojeda und Vespucci zuerst das indianische, von ihnen Klein-Venedig benannte Pfahldorf erblickt hatten. Erst im Jahre 1571 gründete der Capitän Alonzo Pacheco nach einem dreijährigen erbitterten Kampfe mit den benachbarten indianischen Stämmen der Zaparos, Quiriquires, Aliles und Toas, der ihm einige Ruhe verschaffte, an Stelle der ersten schutzlosen Hütten eine feste Stadt; für den Namen Nueva Zamora kam allmälig der Name des Sees, an welchem sie gelegen und der wiederum den Namen des zur Zeit der Entdeckung daselbst herrschenden Kaziken führte: Maracaibo in Gebrauch.

Die Stadt Maracaibo, unter dem 10° 41′ 6″ nördl. Br. und 74° 6′ westl. Lg. von Paris gelegen, blieb bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts die Hauptstadt Venezuela’s; später, nachdem Carácas Landeshauptstadt geworden, sank sie zum Range einer Gouvernementsstadt der Provinz zurück; von den feindseligen, oder vielmehr den durch unausgesetzte Brutalitäten zur Feindschaft gereizten Indianern und später von Piraten und Flibustiern ward sie wiederholt erobert und ausgeplündert. Lange Zeit blieb sie an Bedeutung hinter dem, nach ihr im Jahre 1595 von Gonzales Piña Lidueño im südöstlichen Winkel des Maracaibo-Sees, an der Bai La Mochila, in tropisch fruchtbarer Gegend gegründeten Gibraltar zurück; aber auch die Lagunenstadt Gibraltar entging den damaligen Raub- und Kriegszügen nicht; nachdem sie schon einmal von Juan de Chagarrete wieder aufgebaut war, wurde sie wiederholt von den Motilones zerstört und 1665 und 1668 von Piraten ausgeplündert. Mehr aber noch ward sie mitten in ihrer, die Hauptstadt überflügelnden Machtentfaltung durch das tödtliche Sumpfklima der heiß-feuchten Waldniederungen aufgerieben, so daß sie gegenwärtig nur noch etwa 500 Einwohner zählt. Mit der zusammengeschmolzenen Arbeitskraft, ging auch der früher ausgedehnte Kakaobau zurück; die ausgezeichnete Frucht jener üppig-fruchtbaren Lagunenufer wächst in deren Wäldern wild, und die verwilderten Ueberreste der ehemaligen großen Kakaobaumpflanzungen stehen nunmehr mitten in dem wilden Walde.

So bewährte sich die Gründung Maracaibo’s auf dem trockenen, sandigen, wasserlosen Boden auf die Dauer als durchaus zweckmäßig, wenn sie auch anfangs von den Ortschaften auf fruchtbarem Boden überflügelt werden mochte. Sowohl die überaus günstige, natürlich geschützte Lage als Handels- und Hafenplatz, als auch das trotz der tropisch-heißen Temperatur gesunde Klima auf dem trockenen, sandigen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_419.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)