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und es bedarf alsdann nur der vermehrten Nachfrage, um auch die Production zu steigern.

Die gleichzeitige Nachfrage nach den Früchten und dem Laube bewirkt, daß die gewöhnlichen Preise der Ernte eines Maulbeerbaumes sich ziemlich hoch stellen. Die Ernte eines großen Baumes kann bis zum Preis von 20 Tengi’s (4 Rubel) hinaufgehen, und sinkt derselbe je nach der Größe des Baumes bis auf 8 und 6 Tengi’s und darunter. Merkwürdig erscheint es in der That, daß bei guten Ernten und bei der Masse der Bäume mitunter ein Mangel an Blättern eintritt. Wenn man aber in Betracht zieht, daß viele derjenigen Orte, an denen der Maulbeerbaum nur seiner Früchte wegen gezogen wird, sehr entfernt liegen, und daß die dorthin führenden Straßen wahre von der Sonne verbrannte Sandwüsten sind, ferner daß durch den langen Transport die Blätter den Würmern nicht mehr hinlänglich frisch vorgesetzt werden können, so dürfte das Vorhergesagte erklärlich werden.

Die Eingeborenen bewahren die Eier sorgsam in kleinen baumwollenen Säcken, welche sie in irgend einem Raume ihrer Wohnung, welcher ohne Licht und Ofen ist, aufhängen, ohne Furcht, sie ersticken zu sehen. Die leichte Erhaltung der Eier erlaubt ihnen, wenn die erste Brut von der Kälte getödtet ist, sie zu ersetzen, und ebenso die Produktion je nach dem Stande der Nachfrage, entweder zu beschränken oder zu steigern.

Von Wichtigkeit scheint mir folgende Beobachtung: die Sorgfalt nämlich, mit welcher die Sarten alle vier Jahre die Eier erneuern; wenn nämlich die Mittel es ihnen nicht gestatten, dieselben aus der Ferne zu holen, so tauschen die Nachbarn unter einander, obgleich sie den Grundsatz haben, möglichst weit her die Eier einzutauschen. Buchara gilt als der Hauptsitz der Produktion und Tauschort für die besten Sorten, und deshalb beziehen möglichst Viele ihren Bedarf von dort her.

Um das Auskommen der Würmer zu bewirken, werden die Eier unter den Kleidern auf dem Körper getragen (wie im Alterthum, Red.), und diejenigen Personen, welche sich mit diesem Geschäft befassen, müssen sich rein halten und streng die Pflichten der Frömmigkeit und Fasten bis zum Ende der Brutzeit beobachten. Während der ersten Zeit werden die kleinen Würmer in Körben gehalten, und wenn sie größer werden, auf Hürden ausgebreitet; dieselben bestehen aus Holzrahmen, welche auf vier Füßen von Kniehöhe ruhen, und die so breit sind, daß zwischen Rahmen und Mauer kaum ein Durchgang bleibt. Eine mit Wasser gefüllte Rinne läuft rings auf dem Fußboden um die Füße der Hürde, um die Würmer vor den Angriffen schädlicher Insekten zu bewahren. Auf dem Rahmen liegt ein Netzwerk von

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 415. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_415.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)