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äußerlich für ein christliches Leben zu gewinnen, und betrieb den Bau von Kapellen und, soweit diese Menschen es verstanden, die Einführung von Gottesdienst und Schulunterricht. Einige Jahre später sandten die tahitischen Missionare einen anderen tahitischen Lehrer nach Takaroa, und 1830 gründeten sie auf Bitten einiger Einwohner eine dritte Mission unter einem Tahitier in Makatea. Es ist zu bedauern, daß niemals ein europäischer Missionar auf diesen Inseln gearbeitet und die religiöse Entwicklung der Einwohner geleitet hat, und wenn auch allerdings durch die Thätigkeit und den Eifer bekehrter Eingeborenen die ganze Bevölkerung der nördlichen und westlichen Inseln zur protestantischen Kirche überzutreten bewogen ist, womit zugleich wie überall in den polynesischen Inseln der Grund zu einer höheren Bildung gelegt und eine sittliche Reform hervorgerufen ist, so darf man sich nicht wundern, wenn sich unter solchen Umständen noch manches heidnische Element neben dem Christenthum erhalten und selbst mit ihm verbunden hat[1]. Als dann später Tahiti unter französische Herrschaft kam und damit die katholische Kirche daselbst festen Fuß faßte, unterließen die Geistlichen derselben nicht, ihre Blicke auch auf die Paumotu zu werfen, und gründeten in Anaa eine katholische Mission und bauten einige Kapellen; allein die Fortschritte, die sie gemacht haben, sind bis jetzt nur kümmerlich geblieben und ganz wie in Tahiti durch das Mißtrauen und die Abneigung der Bevölkerung gegen die durch die Macht der französischen Regierung getragene Religionspartei gehemmt worden.

Ganz anders ist es in Mangarewa gegangen. Ein Häuptling dieser Gruppe, Teraouro, kam 1832 auf einem Perlenfischerschiff nach Tahiti und wurde dort von den Missionaren zum Christenthum bekehrt. Hierauf sandten sie ihn mit einem tahitischen Lehrer Moeore in seine Heimath zurück, wo der Letztere jedoch eine üble Aufnahme fand und bald von den mit der neuen Lehre unzufriedenen Bewohnern vertrieben wurde. Dennoch sandte man andere Tahitier zur Bekehrung des Volkes her, und sie schienen bereits Fortschritte zu machen, als 1834 plötzlich zwei katholische Geistliche erschienen, die hiermit den großen Kreuzzug gegen die protestantischen Missionen begannen. Obwohl es ihnen ohne Mühe gelang, die tahitischen Lehrer zu verdrängen, so wurden sie doch von den Bewohnern der Insel Mangarewa so feindselig und mißtrauisch empfangen, daß sie ihren Wohnsitz in Aokena nahmen, dessen Bevölkerung sie allmählich durch freundliche und vorsichtige Behandlung gewannen und zum Uebertritt zu ihrer


  1. Belcher, Narrative. Vol. I. S. 377. Rovings in the Southseas. Vol. I. p. 322 f.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 406. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_406.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)