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Die Einfuhr besteht vorzugsweise in europäischen Zeugen, eisernen Geräthen, Mehl und Tabak; sie kommt allein aus Papeete.

Die politischen Verhältnisse der Bewohner der Paumotu sind denen der umliegenden Inseln ähnlich, nur viel einfacher. In den einzelnen Inseln ist die Herrschaft in den Händen von Häuptlingen, die Ariki heißen, und deren Amt in gewissen angesehenen Familien erblich ist; sie sind zugleich wahrscheinlich die einzigen Grundbesitzer, während ihre Unterthanen bei persönlicher Freiheit am Grundbesitz keinen Theil haben. De la Richerie giebt die Namen derselben in den westlichen Inseln an, so weit die französische Herrschaft jetzt reicht; er nennt Häuptlinge in Makatea, Kawehi, Takapoto, Takaroa, Makemo, einen in Kaukura, unter dem auch die Inseln Niau, Arutua und Apataki stehen, einen in Manihi für diese Insel und Oahe, einen in Faaite für Faaite, Raraka, Toau, Taiaro und Aritika, einen in Katiu für Katiu, Tepoto, Hiti und Tuanake, einen in Amanu für Amanu, Tauere und Rekareka, dann zwei in Fakarawa und je einen in Anaa und Rangiroa. Auch Hao hat einen solchen Häuptling[1], die übrigen Inseln gewiß noch andere. Für diese Würde, die auch auf Frauen übergeht, scheinen lange Stäbe mit Federn an einem Ende ein äußeres Zeichen zu bilden; sonst unterscheiden sich die Häuptlinge durch nichts von ihren Unterthanen. Eine königliche Herrschaft, wie wir sie in Tahiti und Mangarewa finden, hat auf den Laguneninseln niemals bestanden; dagegen stehen die Häuptlinge der westlichen Inseln in einer gewissen Abhängigkeit von den Königen von Tahiti, von der es sich jetzt nicht mehr entscheiden läßt, aus welcher Zeit sie stammt, ob sie schon in einer früheren Zeit sich gebildet hat, oder erst eine Folge der Klugheit und Energie der tahitischen Könige Otu und Pomare gewesen ist. Jedenfalls scheint die Insel Makatea schon seit alter Zeit unter der Herrschaft der tahitischen Könige gestanden zu haben, denen sie als Deportationsort diente; wenn aber auch die übrigen Inseln schon früher dem tahitischen Staate angehört haben sollten, so war doch diese Abhängigkeit nicht immer gleich stark und zu Zeiten gewiß kaum vorhanden. Erst die neueren tahitischen Könige haben sie bestimmter entwickelt und ihren Einfluß fester begründet. Und wenn er auch nicht so weit reicht, die inneren Kriege unter den Häuptlingen zu unterdrücken, so hat doch die tahitische Regierung in neuerer Zeit von den Inseln jährliche Tribute an Matten, Perlen u. s. w. erhoben. Jetzt ist nun diese tahitische Oberherrschaft, der die Verbreitung der tahitischen Sprache und Sitten in diesen Inseln wie die Handelsverbindung ihrer Bewohner mit Tahiti zugeschrieben werden muß, in eine


  1. Rovings in the Southseas. Vol. I. p. 318.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_402.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)