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Knochen und Steinen; unter anderen hatten sie eine Art Beil mit einer Schneide von Perlmutterschaale.

Daß unter den angegebenen Umständen die Einwohner der Paumotu eben so arm als roh sind, kann nicht auffallen. Ihre Lebensweise ist überaus einfach und fast ausschließlich darauf berechnet, sich das zum Leben Nöthige zu verschaffen. Die Familienbande scheinen nur lose zu sein; Polygamie herrschte allenthalben, obschon nur die Vornehmsten mehr als eine Frau zu haben schienen. Ceremonien bei Abschließung der Ehe fehlen, auch kann der Mann ohne Weiteres eine Frau verstoßen und sich eine andere nehmen. Die Männer beschäftigen sich hauptsächlich mit dem Fischfange und Bootbau; alles Uebrige liegt den Frauen ob, deren Behandlung hart und streng ist. Von der äußeren Anmuth des Lebens, die vielen polynesischen Völkern eigen ist, wie von dem Frohsinn und der Heiterkeit, die sie alle charakterisirt, findet sich bei ihnen wenig oder nichts; sie haben allerdings Lieder und Tänze, lieben sie aber bei weitem nicht in dem Maaße wie die Tahitier; von musikalischen Instrumenten findet sich einzig in Mangarewa eine Art Trommel erwähnt, die nicht ohne Geschick angefertigt und der tahitischen ganz ähnlich ist und aus einem ausgehölten und mit Haifischhaut überzogenen Baumstamm besteht[1].

Für den Handel haben diese Menschen augenscheinlich große Vorliebe, und sie haben ihn mit den Europäern, sobald sie nur das Mißtrauen, mit dem sie ihnen jederzeit anfangs entgegentraten, überwunden hatten, sogleich eifrig betrieben. Eben so handelten sie unter einander, und schon lange Zeit mit Tahiti, welche Insel sie deshalb zu besuchen pflegten und dort Fische, Boote und Matten absetzten vorzugsweise gegen tahitisches Zeug, dann auch gegen Eisen, dessen hohen Werth sie schon früh kennen gelernt hatten. Seitdem sich aber Europäer in Tahiti niedergelassen haben, sind diese Inseln der Schauplatz eines nicht ganz unbedeutenden Verkehrs geworden, der fast ganz in den Händen einiger europäischen Kaufleute in Papeete ist, die ihn durch kleine Küstenfahrer und mit Hülfe von eingeborenen Agenten in Anaa betreiben lassen. Die Gegenstände dieses Verkehrs sind vorzugsweise drei, zunächst Tripang oder die für den chinesischen Markt gesammelten Holothurien, die sich in den Lagunen häufig finden, ein Handelszweig, dem jedoch in neuerer Zeit die inneren Verwirrungen in China fast ganz ein Ende gemacht haben[2]. Wichtiger


  1. Beechey. Vol. I. p. 128 f.
  2. Nach de la Richerie führte Papeete 1863 für 17,725, 1864 nur für 4720 Francs Tripang aus; die Einfuhr aus den Paumotu, Tubuai und Raiwawai betrug 1863 nur für 6600 Franken.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_400.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)