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Unterleibe bis zu den Knien reichend. Auffallend ist, daß sie auch mit den übrigen Polynesiern die Vorliebe für Schmucksachen und Zierrathe nicht theilen. Der einzige Schmuck, den sie hochachten, ist die Tättuirung, die bei allen Erwachsenen sehr reichlich zu sein pflegt, allein roher und nicht so elegant und geschmackvoll als bei den Tahitiern ist; bei der Allgemeinheit dieser Verzierung ist es um so auffallender, daß sich bei den Bewohnern einiger der östlichsten Inseln keine Spur davon findet[1]. Das Haar trägt man gewöhnlich auf dem Kopf in einen Knoten geflochten; selten ist es mit Federn oder mützenartigen Decken von Zeug verziert. Endlich hat man hier und da Halsbänder aus Perlausterschaalen oder aus Menschenhaaren geflochten gesehen, doch immer nur selten; Ohrzierrathe sind nicht im Gebrauch. In neuerer Zeit haben sie übrigens in den westlichen Inseln und in Mangarewa die tahitische und europäische Tracht angenommen, in den ersten Inseln auch die Sitte, das Haar zu scheeren[2].

Ihre Wohnungen entsprechen der Kleidung. Es sind elende, niedrige Hütten ohne eine Spur von Bequemlichkeit, die fast ganz aus einem viereckigen, auf niedrigen Pfosten ruhenden und mit Kokosblättern gedeckten Dache bestehen; nur durch Hineinkriechen ist es möglich in das Innere zu kommen, das blos zum Schlafen dient, und des Luftzuges halber pflegt auch der Raum zwischen den Pfosten öfter offen zu sein. Besser gebaut sind die Wohnungen in Mangarewa. Hier ist vor jedem Wohnhause ein viereckiger, mit Steinen gepflasterter Raum, auf dem die Bewohner den Tag über im Schatten sitzen, ihre Geschäfte besorgen und ihre Mahlzeiten verzehren; daher sind auf diesem Pflaster niedrige Tische von Korallenstein oder Holz errichtet. Die Häuser, welche hier ebenfalls nur zum Schlafen dienen, sind denen der Laguneninseln ganz ähnlich, doch viel netter, der Boden mit Gras und Matten gedeckt, die Seitenwände zwischen den Pfosten so eingerichtet, daß sie sich herausnehmen lassen. Einige Gebäude in Mangarewa haben sogar durch ihre Größe und Zierlichkeit selbst die Bewunderung der europäischen Reisenden erregt. Jederzeit liegen diese Hütten im Schatten der Bäume, zum Theil einzeln, häufiger in kleinen Dörfern vereinigt. Solcher werden in Mangarewa, auf der Insel desselben Namens, zwei an der nördlichen Seite des Berges Duff erwähnt, andere in Tarawai und Aokena; auf den Laguneninseln erwähnt de la Richerie Dörfer in Makatea, Manihi, Aratika, Takume, Raroia, Kawehi, Takapoto, Takaroa, Katiu, zwei in Kaukura, Makemo



  1. Nach Beechey in Nukutawake, Natupe, Putaruka, nach dem Verfasser der Rovings auch in Angatau.
  2. Belcher, Narratives of a voyage. Vol. I. p. 373.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_397.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)