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In diesem Sinne sei auf eine egyptische Tempelinschrift zu verweisen, welche einen Siegesbericht über einen im 13. Jahrhundert v. Chr. vorgefallenen Völkerkampf am Mittelmeer enthalte und, richtig gelesen, neben Achivern und Lyciern auch Sikuler und Sarden auftreten lasse.

Hierauf besprach Herr Zenker die seit October 1869 am Rhein vorgekommenen Erdbeben, indem er zunächst die Erscheinungen schilderte, welche in Groß-Gerau und Umgegend beobachtet worden sind. Er wandte sich sodann gegen die neuerdings aufgestellte Theorie, wonach Erdbeben durch die Ebbe- und Fluthbewegungen des feurig-flüssigen Erdinnern hervorgerufen würden. Die Schwerkraft werde zwar auch im Innern der Erde durch die Anziehung von Sonne und Mond dieselbe Richtungsänderung erfahren, auf welche die Entstehung der Ebbe und Fluth des Meeres zurückzuführen ist; doch ergebe diese nur eine theoretische Fluthhöhe von höchstens 4 Fuß, welcher denn auch die der Fluth zuzuschreibende Druckschwankung im Innern der Erde nur entsprechen könne. Nun sei diese Veränderung einestheils unbedeutend, anderntheils finde sie nicht plötzlich, sondern allmählich statt, sodaß in ihr eine Veranlassung zu Erdstößen nicht zu finden sei. Auch die Eintrittszeiten der Erdbeben bieten keinerlei Anhalt für eine derartige Theorie. Nach dieser müßten die Erschütterungen vorzugsweise nahe der Culminationszeit des Mondes und nahe dem Vollmond oder Neumond eintreten, was beides sich nicht bestätigt. Die Erdstöße in Groß-Gerau waren durchschnittlich 3 Stunden von der Culmination entfernt, d. h. sie lagen der Ebbezeit gerade so nahe wie der Fluth. Wenn man aber das Erdbeben in Peru vom 13. August 1868 mit der großen Sonnenfinsterniß vom 18. desselben Monats in Verbindung bringen wollte, so sei dies ganz unzutreffend, da der 13. August dem Fluthminimum vom 11. August näher gelegen habe, als dem Fluthmaximum am Verfinsterungstage. So fallen auch die auf die besprochene Theorie gegründeten Prophezeiungen in Nichts zusammen. – Herr Spiller, der eine Erwiederung auf diesen Vortrag beabsichtigte, konnte der vorgerückten Zeit wegen nicht mehr das Wort erhalten.

Zum Schluß brachte der Vorsitzende den vom 14. bis 21. August bevorstehenden internationalen geographischen Congreß zu Antwerpen in Erinnerung und forderte zu zahlreicher Betheiligung an demselben auf.

An Geschenken gingen ein:

1) v. Dechen, Erläuterungen zur geologischen Karte der Rheinprovinz und der Provinz Westphalen. Bd. I. Orographische und hydrographische Uebersicht. Bonn 1870. – 2) Niemann, Bloemlezing uit maleische geschriften. 1. St. ’s Gravenhage 1870. – 3) Grad, Observations sur la constitution et le mouvement des glaciers. Strasbourg 1870. – 4) Radloff, Proben der Volksliteratur der türkischen Stämme Süd-Sibiriens. Thl. III. St. Petersburg 1870. – 5) Dasselbe Werk russisch. – 6) Gl’istituti tecnici in Italia. Firenze 1869. – 7) Statistica del regno d’Italia. Movimento dello stato civile nell’ anno 1868. Firenze 1869. – 8) Statistica del regno d’Italia. Navigazione nei porti del regno. Anno 1868. Firenze 1869. – 9) Statistica del regno d’Italia. Amministrazione pubblica. Bilanci comunali anni 1867–1868; bilanci provinciali anno 1869. Firenze 1870. – 10) Statistica del regno d’Italia. Le opere pie nel 1861. Compartimenti dell’ Umbria e delle Marche. Dasselbe nel 1867. Compartimento del Veneto. Firenze

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_383.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)