Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 379.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin
vom 4. Juni 1870.

Der Vorsitzende Herr Bastian theilt einen Brief des Prof. Kiepert aus Jerusalem mit, in welchem derselbe über die vorläufigen Ergebnisse seiner Reise in das Ostjordanland berichtet. Es heißt darin u. a., daß für die biblische Topographie das Ergebniß ein nur geringfügiges sein dürfte, da trotz der großen Zahl von Trümmerstätten, welche überdies theilweise einer spätgriechischen oder der römischen Periode angehören, doch alle Beziehungen derselben auf die allerdings sehr wenigen aus dem Alterthume überlieferten Ortsnamen fehlen. Der im Gegensatze zum Westjordanlande bis auf wenige Ausnahmen fast vollständige Untergang der alten Ortsnamen sei offenbar auf einen durchgreifenden Wechsel der Bevölkerung zurückzuführen, die wenigstens in der Südhälfte der östlich vom Jordan gelegenen Gebiete, südlich vom Wadi Zerka, gegenwärtig, mit Ausnahme der beiden zur Hälfte christlichen Dörfer Salt und Fuhais, durchaus nomadisch ist. – Der Vorsitzende legt sodann einen Bericht des Herrn Adamoli, Handelsagenten des Petersburger Hauses Stucken und Spies in Samarkand, vor, in welchem eine Reihe interessanter Beobachtungen über die Verhältnisse der dortigen Seidenproduction mitgetheilt werden, – bespricht verschiedene geschäftliche Angelegenheiten und characterisirt übersichtlich die eingelaufenen Geschenke.

Herr Zenker hielt sodann einen Vortrag über die totale Sonnenfinsterniß, die am 7. August 1869 in Nordamerika beobachtet wurde. In den damals gewonnenen Photographien der Corona ist das Uebergreifen der Protuberanzen auf die dunkle Mondscheibe dadurch zu erklären, daß die chemische Action der Strahlen in Folge ihrer längeren Dauer sich auch auf die benachbarten Theile ausgedehnt hat. Der helle Saum auf der Sonnenscheibe längs des Mondrandes beweist nicht entschieden das Vorhandensein einer Mondatmosphäre, sondern kann auch als ein Product der Lichtbeugung oder der photographischen Manipulation aufgefaßt werden. Die einzelne helle Linie im Spectrum der Corona (E nach Kirchhoff) deutet auf die Anwesenheit von Eisen in dieser die Sonne bis auf weite Distanzen umhüllenden Schicht. Die am 22. December d. J. im südlichen Europa bevorstehende Sonnenfinsterniß bietet Gelegenheit, manche der in Amerika angeregten Fragen der Entscheidung näher zu führen. Die Beobachtungen werden am besten im südlichen Spanien, in Algerien und Sicilien, wo die Totalität ungefähr 2 Minuten dauern wird, stattfinden können. Nach Algerien geht eine französische Expedition, nach Spanien und Sicilien sind englische von je 25 Mann beabsichtigt. Diese letzteren würden in der Lage sein, eine bisher noch nicht angestellte Beobachtung auszuführen, nämlich von der Höhe zweier hohen Berge, der Sierra de Herez (9500 Fuß) und des Aetna den ganzen Kernschatten des Mondes zu überblicken und auf diese Weise bestimmter jene Erscheinungen von Farben und fliegenden Schatten zu erkennen, welche am Rande des Kernschattens auftreten, und über welche noch wenig Gewißheit herrscht, obwohl sie bei jeder Totalität wahrgenommen wurden.

Herr Brehm schildert die Taubenhöhlen im Karst. Es sind dies die Nistplätze der Columba livia, einer von den Faröern bis nach Indien und Innerafrika verbreiteten Vogelart, welche sonst am liebsten Küsten mit überhängenden Felsen

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_379.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)