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meist blendend weiß, gelb oder roth angestrichen und mit glänzenden Ziegeldächern oder dürren Binsen gedeckt sind, sämmtlich aber in regelmäßig bezeichneten Straßen erbaut. Da es nie regnet, giebt es weder Moos noch irgend eine Unreinlichkeit. Am Zollhause befindet sich auch der Platz Dom Luiz, auf dem einige Palmen ihr kümmerliches Dasein fristen. Außerhalb der Stadt sieht man nur noch Steinhaufen, welche Hütten darstellen. Diese finden sich auch in den tiefen Thalschluchten, wo an einzelnen Wasserpfützen gelb- und rothblühende dickblättrige Stauden einer goldregenartigen Pflanze sich hinziehen, hie und da auch mimosenartige Sträuche. Etwas Gras steht auch auf den allmorgendlich bethauten Basaltkuppen und Tuffrücken, die einige hundert Fuß hoch sich vielfach durch die Insel hinziehen und auf ihren Gipfeln Kandelaber-Euphorbiaceen tragen. Wenn man dann noch die bräunlichgrünen Wachholdersträuche hinzuzählt, die sich auf den flachen Sandflächen bei der Stadt finden, so giebt das ein Bild der Vegetation, die ich bei meinen Streifzügen auf der Insel zu Gesicht bekam, und ist es natürlich, daß diese spärliche Vegetation kaum hinreicht, um den wenigen mageren Rindern und Eseln Nahrung zu liefern. Freilich sollen viele Stellen sich mit Grün bedecken, wenn es, wie in den Monaten August bis December in manchen Jahren vorkommen soll, regnet. Auch soll die Vegetation etwas üppiger sein und sich bis zu Bananenhecken und Maisfeldern auf dem flachen Gipfel des alle übrigen weit überragenden Berges der Insel erheben, welcher allerdings fortwährend von weißen Wolken bedeckt und umzogen ist. Sonst sieht die ganze Insel nur schwarz und roth aus. Schwarz sind die Basalt- und Lavaberge, roth in manchen Schattirungen die Schutthügel, Tuffrücken und Trümmerhaufen, die sich um jene herumlagern. Dunkelrothbraun ist der Sand, in dem man überall, mit Ausnahme jener Berge und der Uferklippen, herumwatet. Auffallend waren mir an manchen Stellen weiße weithinsichtbare Adern an den Bergen, die sich auch bei näherer Besichtigung als oberflächliche Ablagerungen, ganz ähnlich dem Kesselsteine unseres Dampfers, erwiesen; ferner an fast allen Steinstücken große schwarze krystallartige Einsprenglinge, wie der Olivin in den deutschen Basalten und ganz schwarz.

Von wilden Landthieren sah ich nur kleine schwarze Geier, den brasilianischen Urubus ähnlich (ich glaube nicht, daß ich mit ihnen Krähen verwechselt habe) und einen braunen, großen Bussart oder Falken. Die kleinen sperlingsartigen Vögel, die bei meinem vorigen Besuche, Juni 1862, die Wachholderbüsche neben der Stadt belebten, waren diesmal nicht zu bemerken. Sehr belebt ist dagegen der überaus interessante Strand. Da sitzen die großen vielfach zu rundlichen Bassins ausgehöhlten und mit weichem frischhellgrünen Tang überdeckten Klippen voll von Napfschnecken (Patella, Fissurella), Mantelschnecken (Chiton). In den Ecken haben sich große Seeigel (Echinus) mit ihren langen, spitzen, dunkelpurpurnen Stacheln eingenistet, und neben ihnen breiten wunderbar rothe See-Anemonen ihre zarten Fühler nach den durchsichtigen Gamarren aus. Hebt man einen von den vielen großen aus zusammengebackenem Sande bestehenden Steinen auf, so entwickelt sich da ein buntes Leben von niederen Seethieren und kleinen Fischen, welches gewiß jeden Zoologen in Entzücken setzen dürfte.

Schließlich bemerke ich noch, daß die oben erwähnte Schrift des englischen Consuls, aus der ich für einige dieser Beobachtungen eine Bestätigung fand, eine

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_374.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)