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billigerer Beförderungsmittel den Transit-Handel von Siang-tan mehr und mehr nach anderen Canälen leiten wird, und daß endlich, wenn Eisenbahnen Szechuen mit den östlichen Provinzen verbinden werden, die Nothwendigkeit einer Transit-Station, wie Siang-tan, für allen Handel nach Auswärts überflüssig sein und nur für eine kleine Zahl von Gütern fortbestehen wird, welche einen Theil des Binnenhandels ausmachen.

Während also diese Umstände, welche ganz besonders dazu beitragen, Siang-tan zu einem wichtigen Handelsmittelpunkt zu machen, den fremden Kaufmann nicht locken können, und überdies im Laufe der Zeit nothwendigerweise an Wichtigkeit verlieren müssen, so dürfte der Zweck, welchen man besonders im Auge zu halten hat, nämlich die Einfuhr von fremden Gütern für eine immer zunehmende Zahl von Käufern, vollständiger dadurch erreicht werden, wenn man bei dem Eingange des Tung-ting-Sees bliebe. Diese Lage ist der Schlüssel nicht allein zum Siang-Becken, sondern zu ganz Hu-nan. Dies würde die natürliche Endstation für die Bootschifffahrt des Landes sein, deren Richtungen von allen Theilen Hu-nan’s dort zusammentreffen, zugleich mit den Flüssen nach dem Abfluß des Sees zu, während in der Hochwasserzeit eine Dampfschiffverbindung mit verschiedenen Plätzen am Tung-ting-See hergestellt werden könnte. Eine vermehrte Ausfuhr von Anthracit, welche über kurz oder lang zu erwarten steht, wird zu gleicher Zeit darauf hinwirken, eine ausgedehntere Einfuhr fremder Güter in entferntere Theile der Provinz herbeizuführen.

Das Thal des Siang-kiang paßt ausgezeichnet für die Erbauung von Eisenbahnen, und, so viel wir von der äußeren Gestalt des Landes im Allgemeinen wissen, ist es wahrscheinlich, daß sich kein ernstes Hinderniß bei der Einrichtung eines Eisenbahnnetzes in der Provinz selbst vorfinden würde. Es würde für den Scharfsichtigsten gewagt sein, schon jetzt vorhersagen zu wollen, nach welchen Richtungen die Handelswege und Handelsmittelpunkte sich wenden würden, wenn die fremden Unternehmungen weit genug in China vorgerückt sind, um die Einführung dieser wichtigsten aller Verbesserungen zu erlauben. Sobald man sich diesem Ziele nähert, dürfte der Mangel an einer gründlichen Kenntniß dieses großen Kaiserreiches, oder der einer eingehenden Erforschung der verschiedenen Provinzen lebhaft gefühlt werden.

Koner.
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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_339.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)