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Am 1. Januar brach Herr v. Richthofen von Canton auf. Seine Reise begann zuerst auf dem Canton North River bis Schan-schan-fu und dann auf dem Wu-shui, einem westlichen Zufluß des ersteren, bis I-schang-hien, welches auf der Grenze der Provinz Hu-nan liegt. Der Fluß durchbricht in engen Felspässen nach einander drei Gebirgsketten von 2–3000 Fuß, welche in der Richtung von WSW. nach ONO. streichen und deren erstere nördlich von Tsing-yen-hien, deren dritte nördlich von Lo-schang-hien liegt. Diese drei Gebirgszüge werden von niedrigen, in gleicher Richtung streichenden Hügelketten getrennt, welche kleine fruchtbare Ebenen umschließen. Zwischen der zweiten und dritten Gebirgskette liegt die Stadt Schan-Schan-fu, bei welcher sich ausgedehnte Kohlenminen befinden, die, obgleich schon längst bekannt, doch bis jetzt nur wenig beachtet worden sind. Dieser wichtige Handelsplatz liegt am Zusammenfluß zweier Flüsse, von denen der eine vom Meiling-Paß her kommt und die Handelsstraße in die Provinz Kuang-si bildet, während der andere in der Provinz Hu-nan entspringt und den Handel zwischen Canton und einem großen Theile von West- und Central-China vermittelt. In Bezug auf die Provinz Hu-nan bestätigt Herr v. Richthofen, daß der Flächeninhalt derselben, übereinstimmend mit den chinesischen Nachrichten, 62,000 □Meilen betrage. Vier Flüsse bewässern dieselbe, welche in den Thung-thung-See münden, nämlich der Siang, Tsü, Yuen und Ling. Der Siang-kiang bildet mit seinen zahlreichen Nebenflüssen, welche ein Flußgebiet von 28,800 geogr. Meilen umfassen, die Verbindung mit den Provinzen Kiang-si und Kuang-tung. Der[WS 1] Tsü-kiang mit einem Flußgebiet von 7500 geogr. Meilen ist wegen seiner vielen Felsenriffe nur für ganz kleine Fahrzeuge befahrbar, der Yuen-kiang aber, obgleich breit und mit vielen Nebenflüssen, wegen seiner zahlreichen Stromschnellen gefährlich zu befahren; letzterer gehört in seinem Oberlaufe zur Provinz Kuei-tschëu, sein Stromgebiet umfaßt 26,100 geogr. Meilen; der Ling-kiang endlich ist nur im untersten Laufe schiffbar; sein Bassin beträgt 6000 geogr. Meilen und ist dadurch von Bedeutsamkeit, daß innerhalb desselben sich die Thee-Districte von Ho-fung-chau befinden, welche jedoch schon der Provinz Hu-pe angehören.

Einer der Haupthandelsplätze China’s ist Siang-tan, deren Einwohnerzahl sich auf 1 Million belaufen soll. Die Stadt erstreckt sich ungefähr 3 Miles längs des linken Ufers des Siang-kiang, an dem sich ein Wald von Masten der hier ankernden Fahrzeuge erhebt. Ihre Tiefe vom Flusse aus soll 5 Li betragen. Sie besteht fast ganz aus Vorstädten, welche der Sitz des Handels sind; die Stadtmauern umschließen die Yamens, jedoch wird innerhalb derselben kein großer Handel getrieben. Die Stadt ist größer als Schang-scha-fu, und bevölkerter,


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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_332.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)