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von den östlichen Nebenflüssen den Tschang-kiang und Wu-ho (auch Lo-ngan-kiang genannt). Beide waren jetzt bis 10 deutsche Meilen oberhalb ihrer Vereinigung bei Dschau-tschan-fu nicht Flüsse, sondern Arme des Sees, mit einer Tiefe von 18–20 Fuß und, gleich dem See, ohne jegliche Spur von Strömung.

So ungünstig die Bedingungen für die Schifffahrt auf dem Pogang-See in einer Jahreszeit sind, so günstig sind sie in der anderen. Mäßig große Dampfer könnten im Sommer den See befahren und eine Anzahl von Handelsplätzen erreichen, in denen der Verkehr von den höher gelegenen Theilen von Kiangsi sich concentrirt. Eine bedeutende Erleichterung würde das Kohlenfeld von Loping-hien am Wu-ho gewähren, das noch unterhalb der Stelle gelegen ist, wo im Sommer der Fluß in den See-Arm einmündet. Es hat schon jetzt, ogleich erst seit wenigen Monaten den Europäern bekannt, eine Bedeutung für die Dampfschifffahrt auf dem Yangtse erlangt und ist das erste Kohlenfeld China’s, aus dem die Fremden für ihre Unternehmungen Nutzen ziehen. Der Grad der Schiffbarkeit des Pogang-Sees hängt von dem Wasserstande im Yangtse ab; denn der See wird nur zum kleinen Theil durch die Flüsse von Kiangsi gefüllt; den Hauptantheil an seiner jährlichen Bildung und Drainirung hat der wechselnde Wasserstand des Yangtse, dessen Unterschiede bei Hankau bis 60, an der Mündung des Pogang-Sees gegen 45 Fuß betragen. Die Geschichte dieser periodischen Niveaudifferenzen ist übrigens ein interessantes Capitel. Man beobachtet zum Beispiel seit vorigem Jahr, daß jetzt häufig das Wasser in dem unteren Yangtse (ungefähr von Kiu-kiang abwärts) im Steigen begriffen ist, während es höher hinauf am Flusse bei Hankau fällt. Man schreibt es der kürzlich vollzogenen Verbindung des Gelben Flusses mit dem Yangtse zu. Sie ist wahrscheinlich eine doppelte. Der Ausbruch der Wasser des Gelben Flusses über sein rechtes Ufer soll oberhalb Kaifung-fu geschehen sein. Sie fließen also mit großer Wahrscheinlichkeit dem Hwei-ho und durch ihn dem großen Canal zu. Es wird aber vermuthet, daß außerdem, in der Nähe der Einmündung des Scha-ho in dem Hwei-ho, eine Abzweigung der Gewässer gegen Süden nach dem Tsiao-hu-See und dadurch noch eine zweite Verbindung mit dem Yangtse stattfindet. Es mögen Jahre vergehen ehe Gewißheit über diese Fragen vorhanden sein wird. Herr Ney Elias in Shanghai, der sich schon durch die Anfertigung einer vortrefflichen Karte vom neuen Lauf des Gelben Flusses ein großes Verdienst erworben hat, beabsichtigte in diesem Jahre seine Aufnahme bis westlich von Kaifung-fu auszudehnen und die Frage über den Wasserablauf des Hwang-ho gegen Süden zu

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_327.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)