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nicht sowohl, weil es im Lande verfertigt wird, als weil es stets aus Europa (und zwar kommt es durch die Tuareg zu ihnen) importirt ist.

Der Schild endlich, aus Büffelfell verfertigt, fast elliptisch (mit oberem, breiterem Ende) leistet nicht einmal den Wurfspeeren sicheren Widerstand. Man fängt dieselben schräg auf und läßt sie mehr oder weniger abgleiten. Zu seiner Verfertigung schneidet man die Form aus dem weichen Büffelfell, bis zur Höhe der Augen, erhärtet einen Erdhügel, der ihm die gewünschte Convexität geben soll, spannt ihn weich und feucht darüber durch an seinem Rande befestigte Bänder, welche durch schwere Steine in gehöriger Spannung erhalten werden, beraubt ihn der Haare und läßt ihn so trocknen.

Daß sich die Tibbu ihrer Waffen gut zu bedienen wissen, haben alle Reisende, welche Proben davon gesehen haben, berichtet. In der That schleudern sie ihre Wurfspeere mit Kraft und Sicherheit. Sie erheben die Hand mit dem Speere ein wenig über die rechte Schulter, geben demselben eine stark fibrirende und zugleich rotirende Bewegung, und dahin fliegt der Speer mit ziemlicher Sicherheit auf sein Ziel zu, ca. 150 Fuß weit. – Das Wurfeisen wird horizontal geworfen und muß unzweifelhaft schwere Verwundungen der unteren Extremitäten hervorbringen. Wenn es nicht geschickt horizontal geworfen wird, fliegt es natürlich nicht weit und kann wohl kaum ernstlich verletzen. Ich habe dies mit meinem europäischen Diener zu unserem Heile erfahren. Der werfende fanatische Schurke war betrunken und wir kamen mit einem „Flachen“ davon.

Sie halten außerordentlich auf den Glanz und die Schneidefähigkeit ihrer Waffen, und baten fortwährend um unsere Messer, deren härtere Stahlklingen wohl geeignet waren ihre Waffen aus weicherem Eisen zu schärfen. Im Uebrigen verachteten sie unsere Messer mehr oder weniger ihrer Kleinheit wegen, und bedienen sich in der That ihrer 15–25 Zoll langen breitklingigen Dolche mit großer Geschicklichkeit zu den minutiösesten Schnitten. – So lange ich ferner noch Butter besaß, waren sie stets beschäftigt, ihren Vorrath zum Nachtheil meines Magens und zum Vortheil ihrer Waffen zu verringern.

Die Knaben werden schon früh an den Gebrauch der Waffen gewöhnt. Schon im zarten Alter giebt man ihnen eine Lanze mittlerer Länge, Lanze und Wurfspeer zugleich, und ein Wurfeisen in die Hand, beide ganz aus Holz bestehend, und wenn auch das letztere nicht verwunden kann, so ist das scharf zugespitzte Talhaholz der ersteren wohl im Stande zu verletzen. – Später vertraut man ihnen dieselben Waffen mit Eisen, doch in kleinerem Formate, an, und so kommen sie mit dem frühesten Jünglingsalter in den Besitz des vollständigen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_294.jpg&oldid=- (Version vom 5.8.2018)