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wird. Die Füße der Frauen und Männer sind nackt oder mit Sandalen bekleidet, die sich durch Nichts auszeichnen.

Trotz dieser einfachen Kleidung, welche weder große Mannigfaltigkeit noch Luxus zuläßt, entbehren doch die Tibbufrauen der Schmucksachen eben so wenig, als ihre Schwestern anderer Länder.

Zunächst durchbohren Alle den rechten Nasenflügel und tragen zur Zierde in diesem Loche am liebsten ein Stück ächter Koralle von cylindrischer Form. Können sie eines solchen nicht habhaft werden, so nehmen sie anstatt dessen ein Stück Elfenbein oder begnügen sich mit einem Stück Knochen. Ja, die Gemahlin, welche der jetzige Sultan Tibesti’s, Tafertemi, in Fezān hat, entblödete sich nicht, durch einen einfachen Dattelkern die Oeffnung auszufüllen.

Ihre Arme sind überladen mit Bracelets; ich sah deren bis zu zwölf, die aus Elfenbein oder aus Horn verfertigt, die Breite eines halben bis eines Zolls haben. Gewöhnlich besitzen sie deren ein oder zwei aus Elfenbein, während die übrigen aus Horn sind. Ueber dem Ellbogen pflegen sie dann noch ein schmales Armband aus Achatstücken, Perlen und Kauri-Muscheln hinzuzufügen. Ueber den Fußknöcheln tragen sie einen oder zwei Ringe aus Kupfer oder von Silber, meist vom ersteren Metall, die bei weitem nicht so schwer und unförmlich sind, als die der Araber- und Fezāner-Frauen. – Um den Hals endlich hängt eine Schnur von Perlen oder Muscheln mit Achat- oder Korallenstücken untermischt, oder allein aus Korallen bestehend.

Wie die Frauen aller Länder verwenden auch die Tibbu-Frauen eine besondere Sorgfalt auf ihr Haar. Ueber der Mitte der Stirn wird der schneppenartig vorspringende Theil des Haupthaars abrasirt und der Rest in unzähligen, kleinen Flechten und Flechtchen geordnet, die in verschiedener Gesammtlänge über den Ohren herabhängen. Lyon sagt, „in Gestalt eines großen Hundeohrs;“ ich kann, ohne den Vergleich ganz treffend zu finden, keinen bessern liefern. Es bleibt übrigens in der Dicke und Länge und Anordnung der Flechten dem Schönheitssinn und der Erfindungsgabe der einzelnen Schönen ein weiter Spielraum überlassen. Doch worin man dem Gebrauche gehorchen muß, das ist die Mittelflechte, welche in respectabler Dicke vom Hinterhaupte bis zur Stirn geführt wird. Die unverheirateten Mädchen tragen deren eine, die verheiratheten Frauen zwei. Sie werden gehalten durch in den Haaren befestigte Silberringe, welche einfach oder concentrisch vervielfältigt, einer hinter dem andern liegt, auch mit Ringen aus Elfenbein untermischt sind und die hinten in einem größeren oder einem Gehänge aus Korallen und Elfenbein endigen, während vorn gewöhnlich zwei bis drei concentrische Silberringe auf der freirasierten oberen Stirnpartie

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_291.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)