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Sie umwickeln den Kopf mit einigen Touren, fuhren dann die Masse über Kinn, Mund und Nase, gehen dann wieder auf den Kopf über und bringen so bis zu 12 Draʿa (allgemein übliches Maaß für Stoffe, das vom Ellbogen bis zur Zeigefingerspitze reicht) unter. Es bleibt, so zu sagen, nur ein Spalt für die Augen.

Es ist diese Gewohnheit des Lithamtragens nicht ohne ethnologische Bedeutung, indem sie ganz speciell den Berberstämmen angehört – daher Molathemūn.

An ihren Turbanen und Takíen tragen die Tibbu Rešāde massenhaft Amulette, heilige Sprüche in verschieden geformten und gefärbten Ledersäckchen oder Futteralen gegen Krankheit, Verwundung, böses Auge u. s. w., und wenn an ihnen kein Platz mehr ist, so hängen sie dieselben an einer Schnur um den Hals.

Den Bart tragen sie vollständig, soweit sie von der in dieser Beziehung etwas kargen Natur begünstigt sind. Das Haupt rasiren sie gänzlich, selten einen Scheitelbüschel lassend. Bei den baarhäuptig gehenden Knaben sieht man sehr häufig anstatt des letzteren einen Haarkamm, der sich vom Vorderhaupt bis zum Hinterkopfe erstreckt. Ich mache auf diese Haartracht der Knaben besonders aufmerksam, da wir dieselbe Gewohnheit sehr ausgedehnt bei den Tuareg finden.

Bei den Frauen findet man sehr häufig Ziegen- oder Schaffelle als einzige Kleidung. Von den letzteren genügt ein einziges, doch von den ersteren nähen sie je nach Bedürfniß mehrere zusammen. Sie bekleiden sich damit von der Seite her, indem der obere Rand des Gewandes unter die eine Achselhöhle geschoben wird, während man die beiden Enden desselben über der andern Schulter vereinigt und befestigt; eine andere Vereinigung und Befestigung findet in der ungefähren Mitte dieses Ledergewandes über der entgegengesetzten Hüfte statt Es ist bewunderungswürdig, wie sie mit oft sehr beschränktem Material so gut ihre Blößen bedecken. Die eine Schulter und ein Theil des Busens derselben Seite bleiben unbedeckt.

Doch auch eine civilisirtere Kleidung ist nicht selten. Häufig tragen sie ein blaues Bornuhemd, das bis zum Knie reicht. Ueber diesem Hemde sowohl, als auch über dem Fellgewande tragen sie mit Vorliebe jenes große, blaue, roth- oder roth und weiß gestreifte, oblonge Stück Kattun, das so weit über Nord-Afrika und den Sudān verbreitet ist und hier „Fūta“ heißt. In dieses hüllen sie Kopf und Körper ein. Für die Kälte besitzen sie ebenfalls jenes große, weich- und langharige Schaaffell, daß übrigens keineswegs, wie ich bei Dr. Behm angegeben fand, im Sommer ohne seinen Haarschmuck getragen

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_290.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)