Seite:Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin V 281.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

russischen Г (d. i. G), das in der Cursivform unserm cursiven T gleicht, aber von der russischen Form des T (ш) sich hinreichend unterscheidet; so lesen wir auf Sect. VI (dreimal in der Umgebung von Nissa) und IX (viermal am obern Rande rechts) das russische (und allgemein slawische, namentlich hier bulgarische) Wort Gora (Berg, Gebirge), Plural Gory, in Tora, Tori verschrieben[1]. Doch fallen immer diese und ähnliche Fehler kaum so sehr ins Gewicht, um die Brauchbarkeit der Karte zu verringern, als die überaus große Menge der Stichfehler, welche die erforderliche Sorgfalt der Correctur um so mehr vermissen lassen, als sie sich auch in Namen finden, deren größere Schrift Fehler leichter und schneller erkennen läßt[2].

Auch die Terrainzeichnung der Karte läßt vielerlei zu wünschen übrig, was nur theilweise der Unvollkommenheit der Kreidemanier, in den meisten Fällen dem Mangel an Urtheil und Studium seitens des oder der Zeichner zur Last fällt.


  1. Daneben ist an anderen Stellen richtig Gora geschrieben, aber auch nicht ohne wunderliche Mißverständnisse: so bezeichnen die Bulgaren eine südliche niedrigere Nebenkette der Stara-Planina (des sogenannten Balkan) mit der allgemeinen Benennung Sredna-Gora oder -Planina (Mittelgebirge) und die russische Karte hat letzteres, und weil planina kein im russischen gebräuchliches Wort ist, vorn mit dem erklärenden Zusatz gory (Berge) aufgenommen; daraus ist nun in Sect. VII der Scheda’schen Karte eine Gorisred-Planina geworden, nach der denn freilich Herr v. Hochstetter im Juli 1869 an Ort und Stelle vergeblich hat fragen müssen. Aehnliche Mißverständnisse finden sich mehrere; so figurirt Sect. VI im Gebirge östlich von Sofia ein Ortsname Ukrip-Arnaut-Kolesu (so falsch statt Kalesi), dessen erstes Wort nichts ist, als die unverstandene Abkürzung des russischen Wortes Ukrjeplenje, d. i. Befestigung, Fort; ebenso dicht daneben, bei der mit dem Vulgärnamen „Trajansthor“ bezeichneten römischen Ruine ein Ort Drebnje-Vorala, durch Stichfehler statt des nicht verstandenen russischen drewnja-woróta, d. i. „antikes Thor“; so sind in Sect. X die sogenannten Prinzen-Inseln bei Constantinopel neben den meiner Karte von Kleinasien entlehnten neugriechischen und türkischen Benennungen mit dem Namen Princa bezeichnet, der in diesem Falle printza zu sprechen, aber nichts als der russische Genitiv des Wortes Prinz ist; so ist Sect. VI in der Benennung eines Dorfes nahe der Donau bei Tschernawoda: Bardasa ili Sirbin, das russische Wort für „oder“ (ili) offenbar für einen Theil des Namens gehalten worden, u. dergl. m. Auch daß die russischen Benennungen und Wortformen für die Flußarme und Inseln des Donau-Deltas, also in einem Gebiete, wo slavische Sprache nur vereinzelt vorkommt, daß statt der bulgarischen und serbischen Wörter für die in Dorfnamen so häufigen Ausdrücke „ober“ und „unter“ (gorni, dolni, resp. donji) die russischen werchny, nižny einfach beibehalten sind, müssen wir als unpassend bezeichnen.
  2. z. B. Sect. II im westlichen Bosnien Kozarak, statt Kozarac (spr. -ratz, vielleicht, wie Jaicze nach magyarischer Schreibart statt Jaice ein Fehler der Zeichnung) Prosaza st. -ra, Bikaj st. Bilaj, Sect. VI im östlichen Serbien Bažan st. Ražan, Cuprija (was deutsch tzuprija lauten würde) st. Ćuprija) zu sprechen tjuprija), und die Berge Tan st. Rtanj, Gorzen st. Ozren, Sect. X Ecke oben links Šimurdžina st. Gömürdžina, Sect. XIII asiatische Küste unten, Iassus Bay (richtig) unmittelbar neben der Beziehung der Stadtruine als Jassus, wogegen ebenda die Variante Keugezi B. (aus der englischen Seekarte) und Köidžes Liman (aus meiner Karte) dem Zeichner zur Last fällt. Dergleichen Fehler könnten, allerdings nur zum Ueberdruß der Leser, zu Hunderten nachgewiesen werden.
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)