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besucht, aber noch nicht beschrieben worden; durch Aufnahme specieller Stadtpläne haben ich selbst und mein Sohn, durch photographische Aufnahmen mein junger medicinischer Begleiter, Dr. P. Langerhans, für die Veranschaulichung dieser interessanten Culturstätten zu sorgen uns bestrebt. Mit mehr Muße und bedeutenderen Mitteln war in derselben Weise, besonders durch Aufnahme zahlreicher Photographieen an beiden Stellen, kurz vor uns ein englischer Forscher, Capt. Warren thätig gewesen, der überhaupt eine Reihe von Jahren im Auftrage des Palestine Exploration Found hier in Jerusalem durch Nachgrabungen, in der südwestlichen Landschaft bis Gaza durch trigonometrische Aufnahmen, im Ostjordanlande mehr durch bloße Recognoscirungsreisen gewirkt, damit aber den nicht unbedeutenden Fond vollständig erschöpft hatte, so daß er sich beim Mangel neuer Zuschüsse jetzt mit immer noch fragmentarischen und deshalb dem Vernehmen nach noch nicht zur baldigen Publication bestimmten Resultaten auf den Rückweg nach England begeben hat. Er war freundlich genug, da ich ihn glücklicherweise noch einen Tag vor meiner Abreise nach dem Jordan hier antraf, mir das theilweise Copiren, resp. Excerpiren seiner Kartenskizze eines Theiles des von mir zu besuchenden Landes zu gestatten, wodurch es mir möglich wurde, mit Rücksicht auf die von ihm, sowie von Herrn Wetzstein bereits besuchten Punkte und Routen, meine eigene Route möglichst nach noch nicht begangenen Linien zu dirigiren. Auch so mußte freilich bei der Ausdehnung des in Rede stehenden Gebietes und der Schwierigkeit, über manche aufzusuchende Punkte sich aus den vagen und widersprechenden Angaben der Beduinen vorher zu orientiren, endlich besonders wegen der durch die enormen Kosten einer solchen Reise auferlegten Beschränkung, manche empfindliche Lücke unausgefüllt bleiben, nur darf ich hoffen, daß die Lösung solcher auch diesmal noch ungelöst gebliebenen Fragen durch die von mir erkundeten Thatsachen, und die genaue Festlegung meiner Route jedem Nachfolger ungemein erleichtert sein wird. Für die sogenannte biblische Topographie ist das Ergebniß am geringfügigsten; wenn auch eine große Zahl von Trümmerstätten – oft ganz rohe und styllose Bauwerke, häufiger aber mit Resten der spätgriechischen oder römischen Periode – aufgefunden wurden, von denen nur ein Theil modern arabische Namen trägt, viele aber auch Namen eines alterthümlicheren Gepräges, so fehlt es doch, – soviel ich bei den dürftigen hier vorhandenen literarischen Hülfsmitteln übersehen kann – an allen Beziehungen derselben auf die allerdings sehr wenigen aus dem Alterthume überlieferten Ortsnamen. Von den Städten der Decapolis, welche innerhalb des bezeichneten Gebietes lagen, außer den drei bereits genannten, wurde Capitolias mit ziemlicher Sicherheit, Dium mit Wahrscheinlichkeit identificirt, aber die antiken Reste an beiden Plätzen erweisen sich im Gegensatz zu jenen monumentreichen Städten, als äußerst dürftig; inschriftliche Denkmäler waren, außer Djeransch und Ammân, nirgends zu erfragen.

Der im Gegensatz zum Westjordanlande bis auf wenige Ausnahmen fast vollständige Untergang der alten Ortsnamen ist offenbar auf einen durchgreifenden Wechsel der Bevölkerung zurückzuführen, die wenigstens in der Südhälfte des besuchten Landes, in dem Gebiete südlich vom Wadi Zerka (dem alten Jabbok) gegenwärtig fast durchaus nomadisch ist und dem Beduinenstamm der Aduân angehört; die einzige Ausnahme bilden die beiden zur Hälfte christlichen Dörfer

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_262.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)