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ist, will ich noch erwähnen. Kurz nachdem wir angekommen waren, kehrten auch vom Piracicaba, wohin sie als Schiffsknechte mitgefahren waren, und als solche sind die Cayapos von den Brasilianern sehr gesucht wegen ihrer Geschicklichkeit und Ausdauer, vier Männer zurück; sie waren über drei Monate abwesend gewesen, und einer von ihnen, der verheirathet war, hatte seiner Frau, wie sonst üblich, nichts mitgebracht, nicht einmal ein rothes Tuch, der Cayapofrauen liebster Schmuck. Der Mann sollte auch, wie die andern drei seiner Frau erzählt hatten, in Piracicaba seinen Lohn mit einer Mulattin durchgebracht haben. Plötzlich hörten wir im Dorfe Lärm und laute Stimmen und sahen vor einer Hütte mehrere Männer und Frauen gesticuliren. Wir liefen hinzu und sahen dann die Frau des Sünders mit der Keule bewaffnet drohend an der Thüre stehen und ihm so den Eingang in die Hütte verwehren. Der Mann, wohl im Bewußtsein seiner Schuld, benahm sich dabei furchtsam und feig, und erst unsrer Vermittlung und durch einige Geschenke von Glasperlen und Taback gelang es, den Frieden zwischen den Ehegatten wieder herzustellen. Die Frauen müssen also wohl bei den Cayapos ihren Männern nicht so sklavisch untergeordnet sein, wie es bei anderen Stämmen der Fall sein soll.

Ihre Lasten tragen die Frauen an starken, geflochtenen Gurten, die quer über die Stirn nach hinten laufen und dort die Last fest umschnüren; die kleinen Kinder werden dabei meist auf dem Nacken reitend getragen.

Ihre Speisen bereiten die Cayapos: die Bananen, Bataten und Mandiocawurzel in der Asche röstend, die Fische auf einem hölzernen Rost über Kohlen und das Fleisch zwischen heißen Steinen, indem sie ein Loch und darin Feuer machen, Steine hineinwerfen und, wenn diese heiß sind, das rohe Fleisch dazwischen packen, Zweige darauf legen, Erde darüber werfen, und so das Fleisch an zwei Stunden darin schmoren lassen, was einen delicaten Braten giebt. Doch essen sie, wie schon gesagt, ihre Speisen meist ohne Salz, und können auch wegen Mangel an Gefäßen keine Suppen und Gemüse bereiten. Nur der Capitaõ führte Salz und hatte sich auch seit Kurzem einige eiserne Gefäße zum Kochen und selbst Blechlöffel angeschafft, worauf er nicht wenig stolz war.

Von Wald- und Camposfrüchten, die sie nur zu sammeln brauchten, erwähne ich der Cocusnuß und mehrerer anderen Palmenfrüchte, des Palmenkohls, der Pinhões, Früchte von Araucaria brasiliana, der delikaten Jabuticaba, Mangaba, Cajú, Goijaba, Marmella, Pitanga, Arraça, des wilden Honigs, so daß sie neben der reichen Jagd und dem Fischreichthum wohl nie Nahrungsmangel zu leiden haben werden; weshalb

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_252.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)