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und dazu singen, wenn man das laute Ausstoßen von Vocalen, wie aha, aho, ahu – singen nennen kann. Der Cayapo war ein breitschultriger, großer Mann, aber schon ziemlich bejahrt, wenigstens ein Fünfziger und, wie wir später hörten, ein Cazique, und hatte sich langes dürres Gras in seine schwarzen struppigen Haare geflochten, während er sein Gesicht mit rother und seinen Leib mit schwarzer Farbe bemalt hatte.

Die Frauen waren nicht geschmückt, sondern hatten sich nur einen schmutzigen Lappen um die Hüften gebunden.

So tanzten, d. h. stampften Alle mit den Füßen den Boden, sich langsam vielleicht zehn Schritte vorwärts und dann wieder rückwärts bewegend, ohne dabei die Arme und den übrigen Körper viel zu bewegen, und stets ihr lautes Geheul ausstoßend. Der Tanz dauerte auch noch eine Weile fort, als uns die Tänzer schon längst bemerkt hatten, und erst als wir von den Pferden gestiegen waren, hörte der Tanz auf und der Cazique kam uns schweißtriefend entgegen. Die Weiber waren in ihre Hütten gelaufen, aber von den Männern sammelten sich mehrere um uns, unter ihnen auch ihr Capitaõ, von der brasilianischen Regierung dazu ernannt. Er kannte meine Begleiter, sprach etwas portugiesisch und wies uns auf unsere Bitte um Nachtlager den Schuppen zur Wohnung an. Er war der Einzige, der mit einer baumwollenen Hose bekleidet war, während die übrigen Männer nur einen Schurz oder ein breites Band zwischen den Beinen, an einer Schnur befestigt trugen.

Allmälich kamen auch die Frauen wieder zum Vorschein; sie alle trugen einen schmutzigen, baumwollenen Lappen um die Hüften gewickelt, der bis zum unteren Drittel des Oberschenkels reichte, und nur die kleinen Kinder gingen ganz unbekleidet.

Der Capitaõ erzählte uns dann auch, daß er schon als Kind – das wie und warum wußte er nicht – in das Haus eines Präsidenten von Goyaz gekommen wäre, dort portugiesisch und manches Andere gelernt hätte, aber mit seinem 18. Jahre wieder zu seinem Stamme gegangen wäre, weil es da doch besser sei. Er war jetzt vielleicht 40 Jahre alt, über mittelgroß, starknochig und hatte ein ernstes, kluges Gesicht.

In dem Schuppen, in den die Weiber und Kinder übrigens nicht zu kommen wagten, und der an 30 Fuß lang und an 20 Fuß breit war, lagen eine Menge Holzklötze zerstreut: die Kopfkissen der Männer, wenn sie am Tage der Ruhe pflegen wollten.

Wir hatten eine Rolle Taback und einige Glasperlen mitgebracht

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_246.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)