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über den Meeresspiegel bedingten Höhe. – Ich beobachtete stets nur ein Maximum, welches auf die Zeit gegen 8 Uhr Morgens fiel, und ein Minimum, das um ca. 4 Uhr Nachmittags statthatte.

Betrachten wir jetzt den Menschen, welcher dies Land und dies Klima bewohnt und wahrscheinlich seit außerordentlich langer Zeit bewohnt hat, so wird von selbst erhellen, in wie weit seine eigenthümliche Natur von diesen Factoren abhängt und wie weit sie auf Rechnung seines Ursprungs kommt.


Physische Beschaffenheit der Tibbu Rešāde.

Die Bewohner Tibesti’s sind meist von mittlerer Größe, doch findet man unter ihnen mehr kleine Individuen, als solche, welche die Mittelgröße überragen.

Vor allem fällt an ihnen eine große Magerkeit auf, die in Verbindung mit ihren kleinen Händen und Füßen ihnen etwas Zartes Bewegliches, Elastisches verleiht. Wadenmuskeln und Biceps sind von so miserabler Entwicklung, daß der Fremdling staunt, wenn er trotz dieser anscheinenden Schwäche ihre Gewandtheit und Ausdauer in körperlichen Uebungen zu beobachten Gelegenheit hat. Uebrigens ist ihr Körper in seinen Theilen wohlproportionirt und wohlgebildet.

Ihre Magerkeit ist zunächst erst das Resultat ihres Klimas und ihrer Lebensweise, wie sie dieselbe eben mit ihren westlichen Nachbarn, den Tuareg, die unter ähnlichen Einflüssen leben, gemein haben. Die trockene Wüstenluft mit ihrer lebhaften Evaporation und die energische Bergluft, welche einen lebhaften Stoffwechsel bedingt, legen den Grund zu dieser körperlichen Eigenthümlichkeit, welche durch Lebensweise und Nahrung noch gefördert wird. Die Tibbu selbst suchen den Grund dafür ausschließlich in der mangelhaften, unzureichenden Nahrung, und in der That ist der Hunger, dem sie während eines großen Theils des Jahres ausgesetzt sind, die Früchte, von denen sie sich ernähren, die geringe Zufuhr farinöser Speisen, nicht eben günstig für die Fettbildung. Eben so wenig wird dieser durch die Rastlosigkeit, mit der sie stets unterwegs sind, und die wüsten Länder, welche ihre Heimath umgürten, durchziehen, Vorschub geleistet.

Ihre Hautfarbe ist keineswegs, wie Dr. Behm sagt, im Allgemeinen dunkler, als die der Bewohner von Bornu, sondern die Mehrheit zeigt jene mäßige Bronzefärbung, welche sich ebenfalls häufig bei den Tuareg findet und oft hell genug ist, um das Abfärben der schwarzblauen Sudan-Toben deutlich auf der Haut erscheinen zu lassen. Man muß aber nicht die ganze Nation nach den Tibbu Kauar’s beurtheilen, die allerdings den ursprünglichen, nationalen Charakter längst eingebüßt haben. In Tibesti ist die eigentlich schwarze Hautfärbung

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Diverse: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Fünfter Band. Berlin: Dietrich Reimer, 1870, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_V_237.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)